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Pilote
Erstausgabe
von "Pilote"
Die Abenteuer von Asterix und Obelix begannen am 29.Oktober 1959 in der Erstausgabe der wöchentlich erscheinenden Jugendzeitschrift "Pilote" mit Asterix le Gaulois (Asterix der Gallier). Auf 44 Seiten gelangt in 38 Folgen bis zum 14. Juli 1960 der erste Auftritt des kleinen Galliers zum Abdruck. Entstanden ist der Wunsch nach einem französischen Thema bei Uderzo als Antwort auf die amerikanischen Themen in den bis dahin zeitgenössischen Comics. Das Thema Gallien hatte seine besondere Faszination, obwohl es mit Alix bereits eine realistische Serie von Jacques Martin gab. Uderzo und Goscinny besannen sich aber auf Ihren Humor und entschieden sich eine eigene Serie zu kreieren.

Zuerst nur Vercingetorix als bekannter Gallier aus der Vergangenheit bekannt, war er der Grund für die Namen der Charaktere, die nun auch alle mit -ix enden sollten. Die Entscheidung für den Namen Asterix fiel aus ganz einfachem Grund: Bei alphabetischen Aufstellungen steht er immer ganz oben.

Team von Pilote

Obere Reihe:
Louis MURTIN - Illustrator/Raymond POIVET - Zeichner/Gérard PRADAL - Redaktion/POPPÉ - Kolorist von Asterix/Guy JITTON - Grafik/MARTIAL - Zeichner/George FRONVAL - Journalist/BARRAS - Illustrator
Mittlere Reihe:
Christian GODARD - Zeichner/Max DENIS - Journalist/CABU - Zeichner/Henri DIMPRE - Illustrator/Guy VIDAL - Texter/Albert UDERZO - Zeichner/Claude PASCAL - Zeichner/Jean TABARY - Zeichner
Untere Reihe:
GAMBU - Journalist/Frank DOMINIQUE - Journalist/René GOSCINNY - Chefredakteur/Jean-Michel CHARLIER - Chefredakteur/Mic DELINX - Zeichner/CHAKIR - Zeichner
In der Presselandschaft für Jugendzeitschriften schlug Pilote wie eine Bombe ein. Francois Clauteaux, der am 29. Januar 1920 geborene geistige Vater dieser Zeitung, die den Autoren und Zeichnern zu jener Zeit wie eine Vorsehung erschien, las als Kind bereits alles, was ihm lesenswert erschien. Leider war das Angebot an kindgerechten Zeitschriften nicht sehr groß, und so beschloß er später, eine eigene zu machen. So wurde die Idee zu Pilote geboren.

Wenn man wie Clauteaux nicht aus der Branche kam und es vor allem an Geld fehlte, war es sehr hilfreich, daß ihm ein Bekannter weiterhelfen konnte. Jean Hébrand hatte zusammen mit Freunden 1956 die Comic-Agentur Edipresse et Edifrance gegründet. In dieser Mannschaft war bereits, neben René Goscinny und Albert Uderzo, auch Jean-Michel Charlier (1924 - 1989), der auf alle Fragen eine Antwort wusste. Sie alle waren echte Profis, denen Clauteaux für seine Idee nur eine Bedingung machte: alle Helden der Geschichten musste Franzosen sein. Von diesem Anspruch abgeleitet, wurde der Grundstein zu einem kleinen Gallier geboren. Rechts ein Foto aus der Blütezeit von Pilote. Ein Team mit nahezu alle wichtigen Comic-Autoren.

Als es bei Pilote Ende 1960 zu finanziellen Engpässen kommt, kauft der von George Dargaud (1911 - 1990) gegründete gleichnamige Verlag das nach eigenem Untertitel beschriebene "Große illustrierte Magazin für die Jugend". Zwei Jahre nach dem Debut in "Pilote" wurde das erste Abenteuer vom Verlag Dargaud als kartonierte Ausgabe angeboten, von der 6000 Exemplare einen Käufer fanden. Die folgenden Bände "La serpe d'or" (Die goldene Sichel) und "Astérix chez les Goths" (Asterix und die Goten) erscheinen mit einer Erstauflage mit jeweils 15.000 Exemplaren. "Le Tour de Gaule" (Tour de France) startete mit 60.000 Ausgaben und "Astérix et Cléopâtre" ("Asterix und Kleopatra") gar mit einer Startauflage von 100.000 Exemplaren.

MV Comix
MV Comix
In den ersten sieben Jahren noch unter dem Signum von Pilote erschienen, gesteht Dargaud ab Anfang 1966 dem Gallier mit dem Erscheinen des siebten Bandes "Le Combat des Chefs" (Der Kampf der Häuptlinge) seine eigene Albenreihe zu. Damit ist der endgültige Durchbruch der Asterix-Serie erreicht, denn das achte Abenteuer "Astérix chez le Bretons" (Asterix bei den Briten) startet mit einer Auflage von nicht weniger als 600.000 Bänden, die bereits nach wenigen Tagen vergriffen sind. Danach folgte die gallische Eroberung von Belgien, Deutschland, Großbritannien, die skandinavischen Länder, Italien und schließlich ganz Europa.

In Deutschland sind Asterix und Obelix erstmals im Jahr 1965 in der Nummer 6 von "Lupo" zu sehen, das kurz darauf in "Lupo modern" umbenannt wird. In diesem vom Rolf Kauka Verlag herausgegebenem Magazin, das auch Heimat von "Fix und Foxi" ist, erfährt Asterix eine Wandlung, nach deren vier Ausgaben Uderzo und Goscinny die Zusammenarbeit aufkündigten. Asterix und Obelix werden in Siggi und Babarras umgetauft und von Galliern zu Westgermanen transformiert. Die Grafik erhält vereinzelt Retuschen und die Texte geraten zur völligen Entstellung. Die Autoren verwehren sich gegen die offensichtliche Verfälschung und entziehen dem Kauka Verlag das Nachdruckrecht.

Am 16. Dezember 1968 publiziert dann der Stuttgarter Ehapa Verlag "das erste große Asterix-Buch" für 2,50 Mark in einer Auflage von 50.000 Exemplaren. Bereits am 14. Oktober 1967 erschien in MV-Comix, der "spannenden Abenteuer-Illustrierten" die erste Geschichte, die im gleichen Jahr als "Großer Sonderband I" veröffentlich wurde. Jeder weitere Band startete mit einer höheren Auflage als zuvor. Ohne Rücksicht auf die Chronologie der Serie präsentieren sich bis 1969 die Geschichten in willkürlicher Aneinanderreihung, ein Manko, das den ersten sieben Titeln immer noch anhaftet. Die bisher erschienenen Bände erscheinen nach anfangs jeweils drei Bänden pro Jahr zwischenzeitlich nur noch in sehr sporadischer Reihenfolge. Mit den beiden neuen Autoren Didier Conrad und Jean-Yves Ferri, die 2013 die Asterix-Serie übernahmen, ist ein zweijähriger Rhythmus für Neuveröffentlichungen geplant.

Bis zum Jahr 1977 bleibt "MV Comix" die Plattform für den Vorabdruck neuer Asterix-Abenteuer. Zwischen 1967 und 1977 erschienen 23 der 24 vom Pariser Verlag Dargaud editierten Geschichten unter dem Herausgeber Adolf Kabatek (1931 - 1997). Entgegen allen Erwartungen stiegen auch hier in Deutschland die Auflagen stetig an, bei Band 27 "Der Sohn des Asterix" lag die Startauflage bereits bei 2,3 Millionen Stück, wobei inzwischen wieder 400.000 Exemplare nachgedruckt werden mussten. "Gallien in Gefahr" erschien 2005 mit einer weltweiten Startauflage von 8 Millionen Exemplaren. Das Abenteuer "Asterix und Latraviata" (2001) startete ebenfalls mit 8 Millionen Exemplaren, davon 2,4 Millionen Stück in Deutschland. "Obelix auf Kreuzfahrt" (1996) und "Asterix und Maestria" (1991) waren mit einer deutschsprachigen Startauflage von 2,8 bzw. 2,3 Millionen wirtschaftlich nicht minder erfolgreich. Asterix und Obelix feiern Geburtstag erschien mit einer Gesamtauflage von 3 Millionen Exemplaren - der größte Anteil von 1,5 Millionen in Deutschland.

Als Goscinny 1977 stirbt, erscheint die Arbeit an "Asterix bei den Belgiern" zum Erliegen zu kommen. Als Dargaud Uderzo zum Weitermachen zwingt, erfahren die zuvor schon gestörten Beziehungen zwischen Verlag und Autoren neue Nahrung. Uderzo entschließt sich die Planungen zu einem eigenen Verlag im Herbst 1979 Wirklichkeit werden zu lassen und gründet "Les Édition Albert René". Als "Der große Graben" erscheint, zeichnet sich Uderzo erstmals für Szenario und Artwork alleine verantwortlich.

Inzwischen wurden weltweit 380 Millionen Alben verkauft. Alleine 130 Millionen davon setzte der deutsche Verlag in Deutschland ab. In 111 Sprachen oder Dialekten erfreuen die Abenteuer des Galliers und seiner Freunde die Leser (Stand Oktober 2019, Auskunft Pressemitteilung Egmont). 1988 wurde zum 20-jährigen Jubiläum eine neu überarbeitete und neu kolorierte Jubiläumsausgabe aufgelegt. Die Asterix-Werkedition im Hardkarton, handgelettert und erweitert durch ein Asterix-Lexikon, ergänzt die Sammlung der Asterix-Bände. Mit der Auflage der Mundart-Bände 1995 im deutschen Sprachraum (bisher ingesamt ca. 2 Millionen Exemplare) und dem Erscheinen verschiedener Sonderbände rundet sich bisher die Erfolgsgeschichte ab. Den Höhepunkt bildet sicherlich die Ultimative Edition, für die die Zeichnungen neu nachgezogen und die Koloration neu erstellt wurde.



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