itasca64 hat geschrieben: ↑1. November 2017 22:33Selbstverständlich muss eine Schrift zuallererst funktionieren, d.h. lesbar sein. Ich muss daher wohl als gegeben hinnehmen, daß einige bei der aktuellen Type dahingehend Probleme sehen.
ich schrieb von "guter Lesbarkeit", nicht von Lesbarkeit als solcher. Natürlich habe ich keine Probleme, einen Asterixband zu lesen. Es gibt aber unterschiedliche Grade, wie entspannt ich einen Text lesen kann. Wenn er aus Groß- und Kleinbuchstaben besteht, kann ich ihn wesentlich entspannter lesen, als wenn alles in Großbuchstaben geschrieben ist. Das empfinde ich einfach als weniger angenehm für den Lesefluss.
Gruß
Erik
"Alle sollt ihr noch sehen, daß ich habe recht!" (Erik der Blonde, Die große Überfahrt, S. 5)
Was war das für eine belanglose Geschichte. Eine Geschichte, die *kicher* nie wirklich in Fahrt kam und für mich die schlechteste Geschichte seit "Gallien in Gefahr" darstellte. Bis auf zwei müde Schmunzler blieb diese Geschichte um ein Wagenrennen auf der Strecke und schaffte es schon nach der ersten Runde nicht mehr aus dem Boxenstopp heraus. Das war der absolute Tiefpunkt des neuen Kreativduos um Conrad und Ferri. Wo Conrads Zeichnungen noch passabel wirken, ließ Ferris inhaltlicher Aufbau der Geschichte zu keinem Zeitpunkt ernsthaft Spannung aufkommen. Völlig grundlos nehmen die Protagonisten an diesem Wagenrennen teil und quälten sich und den Leser von einer Ortschaft zur nächsten quer durch Italien. Es ergab sich ein banales Aneinanderreihen von szenischen Übergängen, die irgendwie bebildert und textlich gefüllt werden wollten und mussten. Hier eine erwartbare Prügelei, dort ein erwartbares Missverständnis von Obelix, dann wieder das obligatorische Streitgespräch zwischen den beiden. Hinzu kommt noch ein vollkommen harmloser und uninteressanter Gegner mit Grinsemaske, dessen Rolle auch noch letztendlich übernommen werden musste von einer prominentereren Figur. Mehr verloren sich einzelne Szenen an historische Reminiszenzen, aber das alleine reicht nicht, um ein Band ansprechend auszufüllen. Ein Seitenhieb über die Metaebene auf gesellschaftspolische Ereignisse oder gar Tiefe oder das Näherbringen der im Buch herangeführten Kultur des bereisten Landes, wie es bei einem genialen Autor wie Goscinny - und sogar irgendwie bei Uderzo späteren plagiatorischen Versuchen, Goscinnys Talent zu kopieren - immer funktionierte, schlug hier völlig bar jeden Anspruchs und jeder Atmosphäre fehl.
Wo es zeichnerisch noch anschaulich daherkam, wurde inhaltlich eine Handlung herausgewürgt, die niemals Spannung aufkommen ließ und sich so banal, bieder und belanglos liest wie sie heruntergeschrieben wurde, dass es mich nicht einmal reizt, sie ein zweites Mal lesen zu wollen. Von Asterix bleibt nicht mehr übrig als die goldene Kuh, die es auszubeuten und zu melken gilt. Sicherlich nicht im Sinne Goscinnys, leider sehr im Sinne Uderzos, der es nicht geschafft hat, rechtzeitig die Notbremse zu ziehen und einen endgültigen und würdigen Schlussstrich unter dem Lebenswerk von Uderzo und Goscinnys zu setzen, als es notwendig war.
Erik hat geschrieben: ↑2. November 2017 19:07
Hallo,
itasca64 hat geschrieben: ↑1. November 2017 22:33Selbstverständlich muss eine Schrift zuallererst funktionieren, d.h. lesbar sein. Ich muss daher wohl als gegeben hinnehmen, daß einige bei der aktuellen Type dahingehend Probleme sehen.
ich schrieb von "guter Lesbarkeit", nicht von Lesbarkeit als solcher. Natürlich habe ich keine Probleme, einen Asterixband zu lesen. Es gibt aber unterschiedliche Grade, wie entspannt ich einen Text lesen kann. Wenn er aus Groß- und Kleinbuchstaben besteht, kann ich ihn wesentlich entspannter lesen, als wenn alles in Großbuchstaben geschrieben ist. Das empfinde ich einfach als weniger angenehm für den Lesefluss.
Gruß
Erik
Kann ich nachvollziehen und akzeptieren. Ich wollte Dir damit auch nicht unterstellen, daß Du einen Asterix "nicht lesen" könntest. Allerdings habe ich bei mir bisher keine solche Einschränkung festgestellt.
Liebe Freunde
Nachdem ich jetzt die wohl furchtbarsten, aufwühlendsten, aber gleichzeitig auch schönsten Wochen meines bisherigen Lebens hinter mir habe (als Seenotrettungshelfer vor und an der syrischen Küste und im Seegebiet zwischen Kreta und Zypern) bin ich jetzt in der Ruhephase danach endlich dazu gekommen, mir den neuen Band anzuschauen.
Mir hat er eigentlich sehr gut gefallen, auch wenn manche Punkte etwas unklar geblieben sind. Dass der Verkehrsminister nach der Enttarnung des Rennchampions verbannt wird, hat für mich dazu gehört. Oder auch die Frage, warum die Gallier eigentlich genau beim Rennen mitmachen (außer, um Cäsar eins auszuwischen). Und warum eben der nun plötzlich wie ein junger Gott den Wagen lenkt ...
Insgesamt ist mir einfach stärker als bei den beiden vorherigen Bänden aufgefallen, dass die Autoren noch nicht so sehr zu einem Herz und einer Seele geworden sind wie Goscinny und Uderzo durch ihre jahrzehntelange Zusammenarbeit. Da hatte man ja das Gefühl, als müsse nur einer eine Idee äußern, damit der andere schon komplett verstehe, was gemeint sei.
Ich freue mich darauf, nun wieder hier aktiver zu werden,
herzliche Grüße
Gott sagte zum Stein: "Und du wirst Feuerwehrmann!" Der Stein sagte: "Nein, dazu bin ich nicht hart genug."
Iwan hat geschrieben: ↑5. November 2017 16:16
Nachdem ich jetzt die wohl furchtbarsten, aufwühlendsten, aber gleichzeitig auch schönsten Wochen meines bisherigen Lebens hinter mir habe (als Seenotrettungshelfer vor und an der syrischen Küste und im Seegebiet zwischen Kreta und Zypern)
Meinen Respekt
Gruß Peter
Wer einem Fremdling nicht sich freundlich mag erweisen, der war wohl selber nie im fremden Land auf Reisen.
Iwan hat geschrieben: ↑5. November 2017 16:16
Nachdem ich jetzt die wohl furchtbarsten, aufwühlendsten, aber gleichzeitig auch schönsten Wochen meines bisherigen Lebens hinter mir habe (als Seenotrettungshelfer vor und an der syrischen Küste und im Seegebiet zwischen Kreta und Zypern)...
Auch von mir den allergrössten Respekt und auch Dank für Deinen nicht ungefährlichen Einsatz - unsere europäischen Regierungen haben ja leider andere Prioritäten als die Rettung von Menschen vor Krieg und Elend!
Hören Sie mal, würde es Ihnen was ausmachen, wenn ich jetzt einfach aufgebe und verrückt werde? (Arthur Dent in "Per Anhalter durch die Galaxis" von D. Adams)
Wer gendert, hat die Kontrolle über seine Muttersprache verloren. (Karla Lagerfeld)
Nachdem ich den Band nun zweimal gelesen habe, geb ich auch noch meinen Senf dazu.
Vorab ein paar Worte zu mir:
Ich gehöre zu der Generation, die schon in den 80ern alle Asterix-Bände besessen hat. Das ist heute immer noch der Fall - mit einer Ausnahme (s. nachfolgend).
Ich hab den Neuen als Anlass genommen, nach Jahren mal wieder alle Bände zu lesen (so 2, 3 pro Tag), mit dem abschliessenden "Höhepunkt" des neuen Bandes.
Ich war sehr positiv überrascht, wie gut mir "Asterix" noch immer gefällt. Die Bilder, die Geschichten, die Texte (natürlich die Übersetzung), das ergibt einfach ein immens stimmiges Gesamtbild - oder neudeutsch: es "flowt"!
Würde gerne mal eine Analyse lesen, die mir das erklärt ...
Darum hat mich auch erstaunt, dass bei manchen neuen Bänden so gar nix davon übrig ist, und ich frage mich, ob es für so einen Millionenseller wirklich nicht möglich war, den Stil des guten alten Goscinny besser zu kopieren.
Ich könnt mir vorstellen, dass sich allein in diesem Forum ein paar "Experten" tummeln, die bessere Geschichten hinbekommen hätten.
Im Gegensatz zu vielen zählen für mich die Bände 25 - 28 übrigens zum tollen Gesamtwerk dazu - nicht zu den allerbesten Bänden (wie "Legionär" oder "Streit" oder auch "Schweizer" und "Lorbeeren", die meine beiden ersten waren..), aber sie fallen auch nicht ab (dann schon eher ein paar der ganz frühen Bände). Was natürlich auch daran liegt, dass Uderzo damals zeichnerisch noch in Topform war.
Die Bände 29 und 30 sind für mich so Mitteldinger, beide haben viel Gutes (z.B. bei "Maestria" die ganze 1. Seite, die ein Super-Einstieg ins Thema ist! Das hätte Goscinny nicht besser hingekriegt..), aber auch Schwächen, machen aber alles in allem noch Spass.
Band 32 ist ein Sonderfall, den ich mag, weil die meisten Kurzgeschichten top sind.
Ärgerlich finde ich die Bände 31 und 33, weil hier eben der "Flow" nicht mehr gegeben ist und das Ganze eigentlich nur noch ein holpriges Abhaken altbekannter Punkte ist (bei "Gefahr" stören mich übrigens nicht die Aliens, sondern die schwache Umsetzung, nebst der grossbebilderten Platzschinderei..). Immerhin: Beide Bände hab ich noch nicht oft gelesen, vielleicht gewinnen sie ja noch ein wenig dazu.
Band 34, der zu einer Zeit erschienen ist, als ich Asterix nicht mehr aufm Schirm hatte, hab ich kürzlich das erste Mal gelesen. Als Abschiedswerk eines älteren Uderzo geht das i.O., hat aber für mich keinen "Wiederlesens-Wert". Den lass ich künftig aus (zum Glück diesmal aus der Bibliothek ausgeliehen).
Zu den beiden Neuen:
Die seh ich eher kritisch. Im Gegensatz zu vielen war ich bislang nicht der Meinung, dass es mit Ihnen wieder wesentlich "bergauf" gegangen ist.
Zeichnerisch ist Conrad nicht mehr als ein ordentlicher Kopierer, mal besser, mal schlechter - in letzteren Momenten auch schon mal geeignet, mich aus der Geschichte zu reissen. Und weiss der Teutates, wer der Meinung ist, ein Handlettering nur mit Grossbuchstaben sei lesefreundlich?!
Band 35 sehe ich etwa auf dem Niveau von 31/33: Wie kann man einen Band über die Schotten machen und nicht auf das "Sparsamkeits"-Klischee eingehen?? Allein der alte "Eine Schale für drei? Ihr seid gewisslich Kaledonier, ich vermute"-Gag hat mehr Witz als der ganze Band.
Band 36 ist für mich eher auf dem Level von 29/30. Manch gute Idee, aber auch schwache Passagen.
Und nun endlich zum neuen Band:
Hier fasse ich mich vergleichsweise kurz.
Gemessen an meinen Erwartungen war ich milde positiv überrascht!
Die Zeichnungen scheinen tatsächlich besser geworden zu sein (nachdem ich Conrad vorhin noch "gebasht" habe..), mit ein paar Ausnahmen (Cäsar..)! Damit haben diese bereits ein Niveau erreicht, das mir fürn Lesegenuss absolut genügt. Die Texte fallen positiv auf, indem sie nicht auffallen (durchs Schielen aufn aktuellen Zeitgeist..)
Das hat zwar nix von Goscinnys Genialität, aber die Geschichte liest sich flüssig (natürlich auch bedingt durchs "rasante" Thema..), fühlt sich nicht erzwungen an und macht schlicht und einfach Spass. Und nachdem ich mich eben durch den "Anspielungen"-Thread gelesen habe, bin ich sogar noch etwas mehr beeindruckt. Übrigens hat so eine dämliche Schreibertante von der Süddeutschen in ihrer Kritik die Identität des Maskenmannes verraten ...
Für die Zukunft:
Auf einen grossen Wurf (Asterix zu seinen besten Zeiten..) hoffe ich nicht, auf einen "halbgrossen" schon noch.
Abgesehen davon dürfen sie auf dem Level aber gerne weitermachen. Mir reicht das.
Zuletzt geändert von Hzix am 11. November 2017 21:33, insgesamt 1-mal geändert.
John Wayne hat geschrieben: ↑11. November 2017 14:06
Schön geschrieben...
Du auch... aber war das Vollzitat wirklich nötig?
Ich empfinde übrigens den Papyrus als den besten Band der beiden Neuen, wenn auch Italien mit noch mehr Anspielungen gespickt scheint - aber hier haperts mE an der Story, die ich im Papyrus von der Grundidee her als "nahezu auf Goscinny-Niveau" sehe.
Die Pikten hatten (und haben) mich eher entäuscht, da sah ich noch keine Steigerung zum Uderzo-Niveau.
Hören Sie mal, würde es Ihnen was ausmachen, wenn ich jetzt einfach aufgebe und verrückt werde? (Arthur Dent in "Per Anhalter durch die Galaxis" von D. Adams)
Wer gendert, hat die Kontrolle über seine Muttersprache verloren. (Karla Lagerfeld)
John Wayne hat geschrieben: ↑11. November 2017 14:06
Schön geschrieben, von dem ich vieles teile. Lediglich die "beiden Neuen" sehe ich positiver
Nun ja, der neuste Band hat ja einiges wieder relativiert ...
Alles gut. Ich gehöre zu denen, die nicht alles mit Goscinny vergleichen, weil es einfach nicht fair ist. Ich traue Ferri zu, dass ihm durchaus was Gutes einfällt, was den halbgroßen Wurf bringen kann. Manchmal meine ich, dass er noch nicht mit dem Umfang vertraut ist, welcher ein Asterixband haben soll. Das wurde hier ja auch an mancher Stelle diskutiert. Vielleicht sollte der Verlag die Vorgaben überdenken und eine Geschichte so lang sein lassen, wie sie dann eben ist. Interessant wäre es allemal.
WeissNix hat geschrieben: ↑11. November 2017 14:16
John Wayne hat geschrieben: ↑11. November 2017 14:06
Schön geschrieben...
Du auch... aber war das Vollzitat wirklich nötig?
Ich empfinde übrigens den Papyrus als den besten Band der beiden Neuen, wenn auch Italien mit noch mehr Anspielungen gespickt scheint - aber hier haperts mE an der Story, die ich im Papyrus von der Grundidee her als "nahezu auf Goscinny-Niveau" sehe.
Die Pikten hatten (und haben) mich eher entäuscht, da sah ich noch keine Steigerung zum Uderzo-Niveau.
Hab´s editiert. Die Reihenfolge der Neuen teile ich. Die Pikten fand ich im ersten Drittel ganz stark, danach konnte das Niveau nicht gehalten werden. Trotzdem hat er mich erfreut, weil er wieder ein großer Schritt in die richtige Richtung war.
Aber so richtig dazulernen bezüglich Vollzitaten möchtest Du auch nicht?
Hören Sie mal, würde es Ihnen was ausmachen, wenn ich jetzt einfach aufgebe und verrückt werde? (Arthur Dent in "Per Anhalter durch die Galaxis" von D. Adams)
Wer gendert, hat die Kontrolle über seine Muttersprache verloren. (Karla Lagerfeld)