Lettering-Font

Allgemeine Themen, die etwas mit Asterix zu tun haben und Vorstellung aktueller Asterix-Hefte, -Filme und -Produkte.

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Arnd

Lettering-Font

Beitrag: # 61119Beitrag Arnd »

Die deutschen Neuauflagen haben ja bekanntlich neues Lettering, aber kein Handlettering, sondern einen Pseudo-Handlettering-Font.

Ich habe mir den Sonderband "Kampf der Häuptlinge" gekauft. Darin ist in den Extraseiten auch eine Seite aus dem Original. Was mir auffällt: Der in der deutschen Fassung verwendete Font hat verblüffende Ähnlichkeit mit dem Handlettering aus dem Original! Man beachte das große I mit i-Punkt oder das mit zwei Linien geschriebene U mit dem leichten Bogen.

Das sieht aus, als hätte sich jemand die Mühe gemacht, Uderzos Handlettering einzuscannen und daraus einen Font zu erstellen! Das wäre ein sehr guter Kompromiss und sogar näher am Original als handgelettertes Deutsch, das ja eine ganz andere Handschrift wäre.

Weiß dazu jemand genaueres?
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WeissNix
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Re: Lettering-Font

Beitrag: # 61121Beitrag WeissNix »

Arnd hat geschrieben: 3. September 2019 18:23 ...mit dem Handlettering aus dem Original! Man beachte das große I mit i-Punkt oder das mit zwei Linien geschriebene U mit dem leichten Bogen.

Das sieht aus, als hätte sich jemand die Mühe gemacht, Uderzos Handlettering einzuscannen und daraus einen Font zu erstellen! Das wäre ein sehr guter Kompromiss und sogar näher am Original als handgelettertes Deutsch, das ja eine ganz andere Handschrift wäre.

Weiß dazu jemand genaueres?
Ist das Original denn handgelettert, und wenn ja, machte sich wirklich der Meister (Uderzo) die Mühe? Und wie sah es im Original nach dem Wechsel auf Conrad als Zeichner aus, hat sich da das Lettering geändert?
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Arnd

Re: Lettering-Font

Beitrag: # 61122Beitrag Arnd »

Mir liegt nur die eine Seite aus der "Kampf"-Sonderausgabe vor. Dass die handgelettert ist, sieht man an den kleinen Unterschieden in den Buchstaben. Ich besitze keine Hefte im Original.
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WeissNix
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Re: Lettering-Font

Beitrag: # 61123Beitrag WeissNix »

Aha, in der Zutatenliste steht "Glutamat" - dann muss es ja schmecken!

Scherz beiseite: Wie kannst Du von einer (!) Seite einer Sonder-(!) Ausgabe auf eine Regel einschliesslich weiterer Mutmassungen (Uderzo-Lettering eingescannt...) schliessen?
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Arnd
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Re: Lettering-Font

Beitrag: # 61124Beitrag Arnd »

Sicher kann ich sehen, dass der Font auffällige Ähnlichkeit hat mit der Handschrift auf der einen Originalseite!
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Michael_S.
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Re: Lettering-Font

Beitrag: # 61125Beitrag Michael_S. »

Arnd hat geschrieben: 3. September 2019 18:23 Das sieht aus, als hätte sich jemand die Mühe gemacht, Uderzos Handlettering einzuscannen und daraus einen Font zu erstellen!
So ein großer Aufwand ist das nicht. Das kann man inzwischen mit entsprechenden Programmen als Normalanwender an seinem eigenen PC machen. Dass man eine echte Handschrift einscannt, um einen Font zu erhalten, der wie eine Handschrift aussieht, sollte ja ohnehin der bessere Weg sein, als am Computer künstlich etwas zu erzeugen, was nur aussehen soll, wie von Hand geschrieben. Von daher kann ich mir gut vorstellen, dass es so gemacht wurde.
WeissNix hat geschrieben: 3. September 2019 19:28 Ist das Original denn handgelettert, und wenn ja, machte sich wirklich der Meister (Uderzo) die Mühe?
Ohne die Seite gesehen zu haben würde ich annehmen, dass beim Original von Kampf der Häuptlinge beides der Fall sein sollte. Soweit ich weiß, hat Uderzo zu der Zeit auch noch selbst koloriert, was zweifellos aufwändiger ist, als die Texte in die Sprechblasen zu schreiben.
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Erik
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Re: Lettering-Font

Beitrag: # 61129Beitrag Erik »

Hallo,
WeissNix hat geschrieben: 3. September 2019 19:28Ist das Original denn handgelettert, und wenn ja, machte sich wirklich der Meister (Uderzo) die Mühe?
die Skizzenbücher zu den Uderzo-Alben deuten sehr darauf hin, dass dies der Fall ist. Die Schrift wurde wohl als Teil der Zeichnungen bzw. Skizzen angesehen.

Gruß
Erik
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WeissNix
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Re: Lettering-Font

Beitrag: # 61139Beitrag WeissNix »

Dann müsste es ja einen zumindest hier und da sichtbaren Bruch beim Zeichnerwechsel gegeben haben. Ist das so?
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Caius_P
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Re: Lettering-Font

Beitrag: # 61153Beitrag Caius_P »

Zu dem Font des Maschinenlettering läßt sich folgendes im Netzautritt von "La Typophage", einem französischen Fontentwickler finden:

Régis Grébent (Studio 56), künstlerischer Leiter von Éditions Albert René / Goscinny-Uderzo, beauftragte uns mit der Erstellung und Entwicklung der offiziellen Typografien der Asterix-Comics.
Die Schriften stammen aus dem Schriftzug von Michel Janvier, der seit 1989 eine Reihe von Asterix-Alben gelettert hat. Sie wurden digitalisiert und in Form von digitalen Schriften abgelegt.
Zwischen 2003 und 2005 wurden 3 Hauptfamilien realisiert: Regularus, der klassische Font in den Sprechblasen, Boldus, der extra fette Font und Graphix mit Lautmalereien und grafischen Symbolen.
Zusätzlich wurde der Alternatix-Stil hinzugefügt, um alternative Buchstaben und bestimmte Wörter bereitzustellen um Texte einfacher und schneller zu verfassen.
Diese Typografien werden hauptsächlich für die Übersetzung ausländischer Ausgaben der Comic-Alben, aber auch für Derivate, den Park Asterix, die Kommunikation usw. verwendet.

Das dürfte einiges erklären, wenngleich Fragen offen bleiben, z.B. ob und wie lange Uderzo selber gelettert hat und ob die französischen Ausgaben weiterhin nicht maschinengelettert werden.

Ich finde die Fonts übrigens recht gelungen und sie geben mehr Charakter als die alte Helvetica. Das Problem ist nur, dass der Herr Jöken sehr ausschweifend übersetzt (ich kann da bei Gelegenheit mal ein paar Beispiele liefern), wodurch die Punktzahl sehr stark reduziert werden muss, wodurch die Lesbarkeit erschwert wird.

Christoph
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Nullnullsix
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Re: Lettering-Font

Beitrag: # 61211Beitrag Nullnullsix »

In der Regel wurden früher Comics vom Zeichner handgelettert (zumindest europäische Autoren-Comics, die Amis arbeiteten arbeitsteiliger, da gabs Penciler, Inker, Coloristen und eben Letterer). Meines Wissens nach existieren mittlerweile von drei Comic-Zeichnern Computer-Fonts, die deren Lettering-Schrift nachempfunden sind: Jean Graton (Michel Vaillant), Hermann (Huppen, Zeichner von Andy Morgan, Comanche, Jeremiah - der Font wurde mWn von Horst Gotta gemacht, um damit die Comanche-Ausgabe von Splitter möglichst originalgetreu lettern zu können. Hermann lettert mWn weiterhin selbst, und da Splitter gerne mal Hermanns komplettes Werk veröffentlichen möchte, aber die Rechte nicht bekommt, geben sie auch den Font nicht her, weswegen die Comanche-Ausgabe bisher die einzige war, bei der der Computer-Font zum Einsatz kam… - d.h. nein, ggf. auch noch beim eher abseitigen Einzelband vom Nylonman, der erschien auch bei Splitter.

Und drittens eben Uderzo/Asterix. Mich erstaunt, hier zu lesen, dass der Font nicht von Uderzos Schrift 'abstammt', sondern von Michel Janvier. Ich vermute aber, dass dieser sich bei seinen im Vorfeld entstandenen Handlettering-Arbeiten für Asterix an Uderzos Schrift orientiert hat.
Eigentlich hätte was passieren müssen, als ich auf den Knopf drückte!
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WeissNix
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Re: Lettering-Font

Beitrag: # 61213Beitrag WeissNix »

Danke Euch beiden für die interessanten Einblicke.
Hören Sie mal, würde es Ihnen was ausmachen, wenn ich jetzt einfach aufgebe und verrückt werde? (Arthur Dent in "Per Anhalter durch die Galaxis" von D. Adams)
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Nullnullsix
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Re: Lettering-Font

Beitrag: # 64281Beitrag Nullnullsix »

Mittlerweile gibt es auch -ich glaube auch von Splitter und ziemlich aufwändig* gestaltet- einen Computerfont von Gir/Giraud/Moebius.

Da ich das meiste von Gir bereits hatte, hab ich mir die aktuellsten Neuausgaben zB vom Incal nicht besorgt, aber letztens dann doch den Gir/Moebius-Band von Splitter mit den Kurzgeschichten, wo dieser (neue?) Font verwendet wurde. Sieht -mit Abstrichen*- ziemlich gut aus...

* Aufwändig insofern, als es nicht jeden Buchstaben nur einmal gibt, sondern zumindest von einigen Buchstaben mindestens zwei Versionen, um der 'Variabilität' von Handschriften Rechnung zu tragen. Abstriche in der Qualität des Erscheinungsbildes muss man insofern konstatieren, als -zumindest Stichprobenweiser Untersuchung- wohl stur zwei Buchstabenversionen einfach abwechselnd verwendet wurden ohne auf die Position innerhalb der Blasen/Textboxen zu achten. So kommt es zuweilen vor, dass zwei gleiche Versionen zwar nicht hinter- aber übereinander 'zusammentreffen'. Aber das ist schon Jammern auf sehr hohem Niveau.

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Bei Lucky Luke bin ich nicht sicher, aber zumindest von der Morris'schen Band-Titel-Schrift scheint mittlerweile auch ein Computerfont zu existieren. Es wäre ein Traum, auch von Morris' Lettering einen Font zu haben, mit dem dann mal eine 'ultimative' Lucky-Luke-Ausgabe auf deutsch erscheinen könnte. Alle bisherigen Lucky-Luke-Ausgaben haben ja leider noch viel Luft nach oben. Selbst die bisher gelungendste, nämlich die von Eaglemoss, die aber vor allem daran krankt, dass sie nach ein paar Bänden wieder eingestellt wurde...

Bin mal auf die neue LL-Gesamtausgabe gespannt.
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