Vielleicht bin ich ja ein bissl blöd, aber (im Ggs. zu Destructivus und Lügfix) erschließt sich mir im vorliegenden Band die Grundidee, bzw. der Plan, wie man die Gallier besiegen kann, nicht wirklich:
Den Legionären wird positives Denken beigebracht. Das funktioniert so ein bisschen nach dem Prinzip: "Der Optimist liegt genauso falsch, wie der Pessimist - aber es geht ihm besser dabei." Heißt: Es ändert sich nichts an der Sache, nur an der Einstellung, die man dazu hat. Im vorliegenden Fall: Es ändert sich nichts daran, dass die Legionäre vermöbelt und besiegt werden, sie leiden nur weniger darunter. Insofern nicht wirklich eine Bedrohung für die Gallier.
Zweitens: Auch die Gallier lernen positives Denken. Das führt dazu, dass sie sich 'einiger' sind (im Ggs. zu den Intrigen von Destruktivus, die darauf zielen, Zwietracht zu sähen und die Gallier dadurch zu schwächen), sich besser untereinander vertragen (siehe Automatix und Verleihnix). Das steht zwar im Gegensatz zu ihren gewohnten und ggf. liebgewonnenen Verhaltensweisen, aber die 'neue Einstellung' stärkt sie und ihre Gemeinschaft eher als dass es sie schwächt.
Ergo: Das positive Denken ändert nicht wirklich was an den Sachverhalten, sondern nur den Blick darauf. Insofern stellt es gar keine Gefahr für den 'status quo' dar.
Erik hat geschrieben: 26. Oktober 2023 20:47 (...) Miraculix' Rolle bleibt mir auch ein wenig zu blass, da er als Autorität im Dorf und Würdenträger, der die Gefahr von Visusversus als erster erkennt, zumindest mal eine Warnung an seine Mitgallier hätte versuchen können. (...)
Vielleicht liegt Miraculix' Passivität darin begründet, dass auch er (wie ich) gar keine große Gefahr vom positiven Denken ausgehend sieht. Letztlich wird auch dem 'Guru' klar, dass das positive Denken zwar bei Legionären und Galliern gut funktioniert, das aber nicht wirklich etwas an den Verhältnissen ändert und eben nicht zielführend ist, die Gallier zu besiegen. Aufgrund dieser Erkenntnis ändert er dann seine Taktik und 'entführt' Gutemine...
Kurz: Mir ist (wie Daximplus) nicht wirklich klar, wie Visusversus gedacht haben mag, mit seiner Methode die Gallier zu besiegen und auch auf entsprechende Nachfragen von Daximplus (Seite 7) vermögen die Ausführungen von Visusversus wohl weder mir noch Daximplus den Plan nachvollziehbar zu machen.
Soweit mein Hauptkritikpunkt an dem neuen Album. Aber vielleicht bin ich ja, wie gesagt, zu blöd, denn es wundert mich schon ein bissl, dass in allen Rezensionen, Kritiken und Besprechungen des Bandes dieser Punkt nirgends angesprochen wird...
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Aber mir gefällt der Band trotzdem, wozu ich etwas ausholen muss: 'Reality-Check' ist ja tabu:
Das Rezept des Zaubertranks darf nur von Druidenmund zu Druidenohr weiter gegeben werden. Die Druiden treffen sich regelmäßig im Karnutenwald. Es wäre naheliegend, dass Miraculix das Rezept des Zaubertranks dort an alle weitergibt, die damit 'ganz Gallien' in die Lage versetzen könnten, 'gegen den Eindringling Widerstand zu leisten'. Das passiert aber nicht, weil es eine Grundlage der Serie zerstören würde, das Serienkonzept würde mit dieser 'Realität' nicht mehr funktionieren. Heißt: Man muss sich als Leser auf gewisse 'Unstimmigkeiten' einlassen, die man nicht hinterfragen, sondern als gegeben hinnehmen muss. Und wenn man genau diese Haltung auch dem 'Plan' von Visusversus (der wie oben dargelegt nicht zielführend ist) anwendet, hat man mMn eine wunderbar funktionierende, unterhaltsame Geschichte voller schöner Momente, Gags und nur noch wenigen weiteren Kritikpunkten.