Werke mit Goscinny-Beteiligung

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bdhk
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung

Beitrag: #Beitrag bdhk »

Erik hat geschrieben: 4. März 2023 18:35In der Goscinny-Bibliographie in der Reddition 34 findet sich unter "Kurzgeschichten in SUPER POCKET PILOTE" der Hinweis, dass ein 4-seitiger Comic von Goscinny mit Zeichnungen von Jean Giraud unter dem Titel "Italo-Western" (frz. "Western italien", SUPER POCKET PILOTE 2, 01.11.1968) in dem Band Comic miniatur 1986 "Frank & Jeremie"" erschienen sei.
Danke auch für den Tipp. Was Du wieder ausbuddelst...
Erik hat geschrieben: 4. März 2023 18:35"Italo-Western" ist keine Comic-Geschichte im eigentlichen Sinne. Es ist eine Art in Bildern vorgetragener Scherz. [...] Auch hier ist schon mangels Text und mangels Länge kein besonders typischer Goscinny-Humor auszumachen, wenn auch die Gegenüberstellungen teilweise ganz lustig sind und ein gekonntes Spiel mit Klischees zeigen.
Ich finde schon, dass das durch die Ähnlichkeit zu den Dingodossiers durchaus goscinnytypisch ist. Und insbesondere das liebevolle Auf-den-Arm-Nehmen anhand von Klischees ist ja geradezu ein Markenzeichen.


Die als Nachwort daherkommende Besprechung ist übrigens auch, nunja, interessant. Ein komplett überladenes, überdrehtes Schwurbelstück von "Was-will-uns-der-Dichter-damitsagen"-(Über-)Interpretation.

Zu dieser Szene:
Erik hat geschrieben: 4. März 2023 18:35z.B. läuft ein Indianer einmal an einem Kaktus und einmal an einer abgebrochenen antiken Säule vorbei
heißt es dort beispielsweise: "Dann verlassen wir den Saloon und streifen durch die Gegend, die, durch das geologische Selbstverständnis begründet, mit Kakteen, Felsen und Indianern durchsetzt sein muß; sollten die Kakteen eingegangen sein, werden sie, mir-nichts-dir-nichts, durch Pinien aufgefüllt, die skorpionverseuchte Trockensavanne weicht den lieblichen Rundungen der florentinischen Kulturhügel."

Äh, ja... ;-)
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung

Beitrag: #Beitrag Erik »

Hallo,
bdhk hat geschrieben: 10. März 2023 01:30Die als Nachwort daherkommende Besprechung ist übrigens auch, nunja, interessant. Ein komplett überladenes, überdrehtes Schwurbelstück von "Was-will-uns-der-Dichter-damitsagen"-(Über-)Interpretation.
ja, ich war mir nur aus dem Heft (Kleinformat-Album) heraus nicht gänzlich sicher, ob das auch von Goscinny ist.

Gruß
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung

Beitrag: #Beitrag bdhk »

bdhk hat geschrieben: 4. Dezember 2022 17:03Isnogud Band 31 "Moi, calife" (Anspielung auf Hollandes wiederholtes "Moi président de la République" in einer Fernsehdebatte eines Präsidentschaftswahlkampfes, also ungefähr "Ich als Präsident werde dieses und jenes tun...") ist bereits seit 21.10.21 in Frankreich erhältlich.

Einerseits schade, dass da eine der Top 3 der Goscinny-Serien so, naja, anders behandelt wird als Asterix und Lucky Luke. Andererseits kann es so ja vielleicht in den deutschen Ausgaben einen schönen "Doppelschlag" im Laufe von 2023 (hoffentlich) geben.
Der Band ist nun als "Ich als Kalif" für Mai 2023 angekündigt und bestellbar:
https://www.danibooks.de/isnogud/177-is ... kalif.html
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung

Beitrag: #Beitrag bdhk »

bdhk hat geschrieben: 20. April 2023 10:45"Ich als Kalif"
ist ein schönes Werk geworden. Gute Geschichten, schön gezeichnet, man liest es gerne. Man liest es aber auch einfach so weg, es ist guter Durchschnitt für Isnogud. Das soll keine Kritik sein, ich habe den Band gerne gelesen, er ist halt nur kein Superknaller. Was aber jedenfalls sehr positiv ist, ist die Rückkehr zu Kurzgeschichten - mit denen funktioniert Isnogud einfach besser als albumlang.

Die ersten beiden Geschichten fallen im Ende etwas ab: Weshalb bei der ersten auf einmal alle Caliphe bzw. Charlie sind, habe ich nicht verstanden, das kam aus dem Nichts, und solche Deus-ex-Machina-Wendungen mag ich nicht so. Und bei der zweiten, ok, da war offenbar ein Wortspiel mit Perserkatze und Schah von Persien (chat, chah) - aber weshalb Isnogud auf einmal zur Katze wurde, und was das mit der Zeitumstellung zu tun hat, weiß ich nicht.

A propos Wortspiele: Von denen lebt Isnogud ja eigentlich mehr als von der Handlung, die ein einziger langgezogener, mal mehr, mal weniger kreativ interpretierter Running Gag ist. Und von den Wortspielen wurden in der Übersetzung doch einige gerettet oder neu geschaffen. (Das französische Original kenne ich nicht.) Somit insgesamt gute Arbeit des Übersetzers. Allerdings fand ich es ab und zu etwas zu sehr auf deutsche Verhältnisse übertragen statt originalgetreu übersetzt: In einem frankobelgischen Comic möchte ich eigentlich keine Gags über Markus Söder lesen, das ist einfach ein Fremdkörper über den man stolpert und erinnert sich so ein bisschen voller Grauen an den Druiden Franz-Josefix. Aber auch das soll die insgesamt sehr gute Arbeit nicht schmälern.

Alles in allem eine klare Lese- bzw. Kaufempfehlung. Ich freue mich auf den nächsten Band.
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung

Beitrag: #Beitrag Erik »

Hallo,

unterdessen sind dann auch die beiden im Juni im ALL-Verlag erschienenen Kasimir-Bände bei mir angekommen und ich konnte ein wenig darin schmökern. Es handelt sich um die Geschichten "Kasimir ... und die Grünen Tiger" (Band 3) sowie "Kasimir ... und das Ungeheuer von Loch Ness".

Es ist zumindest interessant, dass Goscinny bereits 1961 eine Comic-Geschichte rund um Loch Ness geschrieben hat, in der natürlich auch das mythische Monster auftaucht, während in seiner größten Erfolgsserie Asterix dieses Thema erst lange nach seinem Tod von Jean-Yves Ferri aufgegriffen und umgesetzt wurde.

Bezüglich Kasimir Band 3 hat es im ALL-Verlag ganz offensichtlich - wie bereits bei Band 1 - in quasi letzter Minute eine Titeländerung gegeben. Der Band war angekündigt als "Kasimir ... und der Grüne Tiger" und so steht es auch noch auf der Backlist. Tatsächlich wäre das eine getreuere Übersetzung des französischen Originaltitels "et le tigre vert" gewesen. Weshalb man diese Änderung ins Plural vollzogen hat, kann ich nur spekulieren. Der Titel bezieht sich jedenfalls auf eine Art Verbrecherbande oder Terrorgruppe, deren Mitglieder im Comic "die Grünen Tiger" genannt werden. Insofern passt das. Ob diese Änderung nötig gewesen wäre, hängt aber davon ab, ob diese Gruppierung im französischen Original auch stets im Plural vorkommt oder ob dort "le tigre vert" nicht ein Eigenname ist. Das kann ich nicht überprüfen.

Wie dem auch sei, es sind sowohl vom Äußeren als auch von den Comics, den Bildern im redaktionellen Teil und der Kolorierung her sehr schöne Bände geworden. Daran, dass es trotz nur 30 Comicseiten Einzelbände sind, muss man sich als Leser gewöhnen. Allerdings scheint dies auch den Herausgeber vor gewisse Herausforderungen zu stellen. Denn der geringe Umfang macht in jedem Band eine ausreichende Anzahl an redaktionellen Seiten erforderlich. Hierbei fällt (schon in diesen frühen Bänden) auf, dass das Material dazu begrenzt zu sein scheint.

In Band 3 werden auf sechs reich bebilderten Seiten Entstehungsgeschichte und Werdegang von Kasimir und seinen Autoren von Bernd Weckwert dargestellt. Der Text liest sich informativ und flüssig. Daran ist nichts auszusetzen. Einzig handelt es sich mehr oder minder um eine Wiederholung von Band 2. Bereits dort wurden Entstehungsgeschichte und Werdegang von Kasimir von Anfang bis Ende geschildert. Natürlich ergänzen sich beide Texte, da jeder auch Informationen oder Aussagen beinhaltet, die in dem anderen Text nicht enthalten sind. Die Überschneidungen sind aber erheblich. Es wäre schöner gewesen, wenn der eine Text an den anderen anknüpfte. Das setzt freilich eine tiefere Behandlung der Thematik voraus, die man sich als Gesamtausgaben-Käufer wünscht, die aber auch das Vorhandensein entsprechend vieler Einzeilheiten zur Entstehung und den Hintergründen etwa der einzelnen Alben voraussetzt. Es ist gut möglich, dass dies einfach nicht gegeben ist. Beide Einletungstexte - von Band 2 und 3 - stellen einige Umstände in der Kasimir-Historie allerdings etwas verschieden dar. Ich will nicht sagen, dass es direkt konträr oder widersprüchlich ist, aber doch unterschiedlich akzentuiert. Um ein Beispiel zu nennen:

In Band 2 hat man zur zeichnerischen Veränderung der Figur Kasimir am Ende der Serie gelesen, dass der Autor dies damit erklärt habe, dass er gebeten worden sei, seinen Zeichenstil weiterzuentwickeln, damit er "reicher" werde. Es sei für ihn nicht leicht gewesen und die Leser hätten dem zugestimmt, indem sie größtenteils ihre Missbillligung zum Ausdruck gebracht hätten. Er sei dann zu Dupuis gewechselt, wo gerade zwei Serien freigeworden seien. Damit nimmt der Zeichner die missglückte Veränderung und das damit zumindest zeitlich einhergehende Ende der Serie quasi auf seine Kappe. In dem neu erschienenen Band 3 liest man nun, dass der Zeichner über seinen Chefredakteur, mit dem er im Dauerkonflikt gelegen habe, geäußert habe, dieser habe habe von ihm verlangt, von dem einen auf den anderen Tag das Aussehen seiner Figur zu ändern. Dies sei der Bruch einer Regel gewesen, die man im Comic absolut respektieren müsse, nämlich nicht das Aussehen einer Figur vom einen auf den anderen Tag zu ändern. Er - Berck - sei gezwungen gewesen, Kasimir in völlig anderen Proportionen zu zeichnen. Es sei nicht gut zwischen dem Chefredakteur und ihm gelaufen. Danach wird der Wechsel zu Dupuis thematisiert. Dieser wird eben auch damit - sowie mit Berck's Frustration über das Ausbleiben des ganz großen Durchbruchs - begründet. Insofern wird die radikale Veränderung der Figur hier nicht dem Zeichner und einem missglückten Versuch, sich fortzuentwickeln, zugeschrieben, sondern einer Anweisung des Chefredakteurs. Letzteres verwundert insofern etwas, als dass ebenfalls in Band 3 Berck damit zitiert wird, dass er es nie akzeptiert habe, dass man in seine Zeichnungen eingriff. Hätte er seine Figur auf Verlangen des Chefredakteurs gegen seinen Willen stark verändern müssen (die Änderung in der Physiognomie ist augenscheinlich), wäre das ja schon ein Eingriff in seine Zeichnungen.

Nun kann es natürlich unterschiedliche Blickwinkel und auch Interpretationen unter Fachleuten geben. Dass zwei teilweise so unterschiedlich akzentuierte Darstellungen innerhalb einer Gesamtausgabe bei Behandlung desselben Themas gegeben werden, fand ich etwas unglücklich.

Ebenfalls etwas unglücklich sind die Bildunterschriften unter den Originalcovern der französischen Albenausgabe. Da heißt es in Band 3: "'Kasimir ... und die Grünen Tiger' ist das in Originalreihenfolge erste Album unseres sympathischen Taxifahrers. Es erscheint 1962 als Band 12 der Reihe Collection Jeune Europe im Brüsseler Lombard Verlag." In Band 4 steht dementsprechend, es sei das im Original zweite Album. Isoliert betrachtet würde dies natürlich die Frage aufwerfen, weshalb der ALL Verlag bei einer solchen Gesamtausgabe die Geschichten nicht in chronologischer Originalreihenfolge veröffentlicht. Verständlich wird das nur, wenn man die entsprechende Angabe in Band 2 ("Kasimir ... und der Super-Treibstoff") ebenfalls gelesen hat und miteinbezieht. Dort heißt es nämlich, dass "die erste Fortsetzungsgeschichte" - gemeint: das erste albenlange Abenteuer - zunächst nicht als Album bei Lombard publiziert wurde, sondern erst 1975. Außerdem muss man dazu wissen, dass die Kurzgeschichten, die in Band 1 abgedruckt sind, nie in Frankreich in Albenform veröffentlicht wurden, was zwar nicht ausdrücklich in Band 1 steht, aber dem Fehlen einer solchen Angabe in der Bibliographie am Ende jenen Bandes zu entnehmen ist.

Insofern ist mit der Bildunterschrift eigentlich nicht gemeint, dass Band 3 "das in Originalreihenfolge erste Album" ist, sondern dass der französische Lombard-Verlag die Geschichten als Album unchronologisch in einer Reihenfolge veröffentlicht hat, in der dieser Band der erste war und der erste Band erst später kam. Geht man aber von den Magazinveröffentlichungen in Tintin aus, stimmt die Reihenfolge der ALL-Verlagsveröffentlichung. Verwirrend ist zudem, dass Band 3 als Band 12 der entsprechenden französischen Reihe aus 1962 genannt wird, der später erscheinende Band 2 aber als Band 9 von 1975. Das erschließt sich erst, wenn man genau hinschaut, denn die Bände sind bei Lombard anscheinend in unterschiedlichen Albenreihen erschienen ("Collection Jeune Europe" bzw. "Collection Vedette"). Ob man bei dieser Veröffentlichungsweise überhaupt von einer Originalreihenfolge der Alben sprechen kann, erscheint mir etwas fraglich.

In Band 4 gibt es keinen redaktionellen Text zu den Hintergründen der Serie, stattdessen werden alle Figuren, die in mindestens 3 Alben vorkommen, portraitiert. Wer die Comic-Bände liest, wird den zwar nicht viel Neues entnehmen können, aber o.k., das kann man als Übersicht so machen. Es liest sich ganz kurzweilig. Dies deutet aber ebenfalls bereits darauf hin, dass die Suche nach lohnendem Begleitmaterial für die redaktionellen Seiten schwieriger wird und lässt mit ein wenig Spannung erwarten, was dann in dem kommenden Bänden npch so folgen soll. - Vielleicht eine Übersicht über die bereisten Länder, über die gegessenen Speisen, über die getragene Kleidung etc. pp.?

Nachgerade "shocking" fand ich die Angabe zur bisherigen deutschen Veröffentlichung von "Kasimir ... und das Ungeheuer von Loch Ness" als "Das Fusel-Monster" im Koralle-Zack 1976 ... um 14 Seiten (!!!) gekürzt. Mir ist schon klar, dass aus praktikabilitätsgründen Comics auch mal gekürzt veröffentlicht wurden. Wenn es gut gemacht ist, muss das noch nicht einmal groß auffallen oder die Handlung unverständlich machen. Aber einen 30-seitigen Comic um 14 Seiten - also beinahe die Hälfte - zu kürzen, das erscheint mir doch schon eine skrupellose Amputation zu sein. Was bleibt da noch übrig? Das kann ja kaum noch dieselbe Geschichte sein.

Ich möchte natürlich keinem Liebhaber des alten Zack-Magazins zu nahe treten oder seine Freude daran eintrüben (zumal ich ja weiß, dass wir hier mindestens einen Zack-Fan im Forum haben). Ich will auch nicht behaupten, dass ich mir über das Zack-Magazin ein Urteil erlauben könne. Dazu habe ich viel zu wenig davon gesehen und gelesen. Aber solch ein Umgang mit Comic-Geschichten wirft für mich kein gutes Licht auf den dafür Verantwortlichen.

Weiter gehen wird es mit Kasimir - und auch Spaghetti - auf absehbare Zeit nicht. Der ALL Verlag hat gerade sein Verlagsprogramm bis Dezember 2023 veröffentlicht und da ist nichts dergleichen drin. Ob man dem entnehmen kann, dass die alten Goscinny-Serien nicht die Renner für den Verlag sind, weiß ich nicht. Vielleicht hat der ALL-Verlag für seine Größe auch einfach zuviele Serie gleichzeitig laufen. Jedenfalls ist hier Geduld angesagt.

Gruß
Erik
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung

Beitrag: #Beitrag WeissNix »

Erik hat geschrieben: 2. Juli 2023 09:59 Wie dem auch sei, es sind sowohl vom Äußeren als auch von den Comics, den Bildern im redaktionellen Teil und der Kolorierung her sehr schöne Bände geworden. Daran, dass es trotz nur 30 Comicseiten Einzelbände sind, muss man sich als Leser gewöhnen. Allerdings scheint dies auch den Herausgeber vor gewisse Herausforderungen zu stellen. Denn der geringe Umfang macht in jedem Band eine ausreichende Anzahl an redaktionellen Seiten erforderlich. Hierbei fällt (schon in diesen frühen Bänden) auf, dass das Material dazu begrenzt zu sein scheint.
Dann sei die Frage gestattet, warum dann keine Doppelbände produziert wurden...
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung

Beitrag: #Beitrag Nullnullsix »

Erik hat geschrieben: 2. Juli 2023 09:59(…) Der Band war angekündigt als "Kasimir ... und der Grüne Tiger" und so steht es auch noch auf der Backlist. Tatsächlich wäre das eine getreuere Übersetzung des französischen Originaltitels "et le tigre vert" gewesen. Weshalb man diese Änderung ins Plural vollzogen hat, kann ich nur spekulieren. Der Titel bezieht sich jedenfalls auf eine Art Verbrecherbande oder Terrorgruppe, deren Mitglieder im Comic "die Grünen Tiger" genannt werden. Insofern passt das. Ob diese Änderung nötig gewesen wäre, hängt aber davon ab, ob diese Gruppierung im französischen Original auch stets im Plural vorkommt oder ob dort "le tigre vert" nicht ein Eigenname ist. Das kann ich nicht überprüfen.
Ich kann da auch nur spekulieren, aber mein Gedanke ist, dass die Einzahl die Bezeichnung für die Gruppe/Organisation ist, während die Mehrzahl die Angehörigen/Mitglieder der Gruppe/Organisation meint. Möglich, dass es da in der Verwendung innerhalb der Geschichte sprachliche Unterschiede zwischen Deutsch und Französisch gibt, so dass es passend ist, den Titel der deutschen Verwendung im Comic anzugleichen.
Erik hat geschrieben: 2. Juli 2023 09:59 (...) In Band 3 werden auf sechs reich bebilderten Seiten Entstehungsgeschichte und Werdegang von Kasimir und seinen Autoren von Bernd Weckwert dargestellt. Der Text liest sich informativ und flüssig. Daran ist nichts auszusetzen. Einzig handelt es sich mehr oder minder um eine Wiederholung von Band 2.
Ich kann grad nicht nach gucken: Ist der Text in Band zwei auch von Bernd Weckwert? Wenn nicht, würde ich bei inhaltlichen Differenzen eher ihm glauben, wenn doch, davon ausgehen, dass er sich was dabei gedacht hat, es so zu machen. Ich hatte bei der Bearbeitung der Andy-Morgan-Bände und auch in anderen Zusammenhängen mit ihm zu tun und habe dabei den Eindruck gewonnen, dass er sich in der Thematik gut auskennt, etliches an Primär- und Sekundär-Material im Original hat, fähig ist, kompetent, detailreich und trotzdem verständlich zu schreiben - kurz: Ich halte ihn für einen der 'Guten'...
Erik hat geschrieben: 2. Juli 2023 09:59 (...)Nachgerade "shocking" fand ich die Angabe zur bisherigen deutschen Veröffentlichung von "Kasimir ... und das Ungeheuer von Loch Ness" als "Das Fusel-Monster" im Koralle-Zack 1976 ... um 14 Seiten (!!!) gekürzt. Mir ist schon klar, dass aus praktikabilitätsgründen Comics auch mal gekürzt veröffentlicht wurden. Wenn es gut gemacht ist, muss das noch nicht einmal groß auffallen oder die Handlung unverständlich machen. Aber einen 30-seitigen Comic um 14 Seiten - also beinahe die Hälfte - zu kürzen, das erscheint mir doch schon eine skrupellose Amputation zu sein. Was bleibt da noch übrig? Das kann ja kaum noch dieselbe Geschichte sein.

Ich möchte natürlich keinem Liebhaber des alten Zack-Magazins zu nahe treten oder seine Freude daran eintrüben (zumal ich ja weiß, dass wir hier mindestens einen Zack-Fan im Forum haben). Ich will auch nicht behaupten, dass ich mir über das Zack-Magazin ein Urteil erlauben könne. Dazu habe ich viel zu wenig davon gesehen und gelesen. Aber solch ein Umgang mit Comic-Geschichten wirft für mich kein gutes Licht auf den dafür Verantwortlichen.
"Zack-Fan" heißt ja nicht, dass man alles, was mit ZACK in Zusammenhang steht, sakrosankt und durch die rosa Brille sieht. Tatsächlich ist die erste Hälfte des 1976er Jahrgangs als "Kauka-" oder "Wiechmann-Phase" in ZACK-Fan-Kreisen berühmt-berüchtigt. Unter anderem eben für massive Kürzungen. Diese wurden damals zuweilen nur deshalb nicht kritisiert, weil man als Leser a.) zu jung war und b.) kaum Möglichkeiten hatte, mit dem Original zu vergleichen, um überhaupt merken zu können, dass da gekürzt wurde. Wenn, dann war das jeweils eher ein 'gefühlter' Qualitätsverlust, dessen Ursache erst in (Jahrzehnte) späterer Beschäftigung mit der Thematik offenbar wurde.

Wer mehr über die 'Kauka-Phase' wissen möchte: Siehe hier: http://www.mosapedia.de/wiki/index.php/ ... a-Phase.22, wer mehr über ZACK wissen möchte, kann natürlich auch den kompletten Beitrag dort lesen... - Für Letzteres sollte er aber entsprechend Zeit einplanen: Ausgedruckt sind das deutlich über 30 DIN A 4-Seiten und wenn man auch noch Aufklappbares aufklappt und im Text befindliche Links weiter verfolgt, wird's natürlich noch mehr und dauert entsprechend länger... - Bis auf den Absatz über den ZACK-Club ist das jedenfalls alles weitgehend von mir.
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung

Beitrag: #Beitrag Nullnullsix »

WeissNix hat geschrieben: 2. Juli 2023 13:03 (...) Dann sei die Frage gestattet, warum dann keine Doppelbände produziert wurden...
Die Frage von Dir?! - Du bist doch sonst immer schnell dabei, wenns darum geht, pekuniäre Aspekte als Ursache auszumachen!? ;-)
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung

Beitrag: #Beitrag Erik »

Hallo,
Nullnullsix hat geschrieben: 2. Juli 2023 15:32Ich kann grad nicht nach gucken: Ist der Text in Band zwei auch von Bernd Weckwert?
in Band 2 steht der Autor des Textes nicht dabei. Auch im Impressum steht nicht, von wem das Vorwort ist. Es wird Dr. Anselm Blocher und Bernd Weckwert gedankt. Wofür steht da aber nicht. Es kann also auch bloß für das Zuverfügungstellen von Abbildungen o.ä. sein.
Nullnullsix hat geschrieben: 2. Juli 2023 15:35
WeissNix hat geschrieben: 2. Juli 2023 13:03 (...) Dann sei die Frage gestattet, warum dann keine Doppelbände produziert wurden...
Die Frage von Dir?! - Du bist doch sonst immer schnell dabei, wenns darum geht, pekuniäre Aspekte als Ursache auszumachen!? ;-)
Ob es allein pekuniäre Aspekte sind, weiß ich nicht, wobei das bei jedem Verlag natürlich eine gewisse Rolle spielen wird. Ich meine, es stand in dem Comixene-Artikel (das kann ich jetzt gerade nicht nachgucken), dass es im ALL-Verlag eine gewisse Tradition gibt, alte Zack-Serien als Einzelbände zu bringen. Und Du warst es ja, der mal geschrieben hat, dass der Verlagsinhaber Comicbücher so herausbringt, wie er sie selbst als Comicfan gerne hätte. Vielleicht mag er einfach Einzelalben.

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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung

Beitrag: #Beitrag WeissNix »

Nullnullsix hat geschrieben: 2. Juli 2023 15:35 Die Frage von Dir?! - Du bist doch sonst immer schnell dabei, wenns darum geht, pekuniäre Aspekte als Ursache auszumachen!? ;-)
Das ;-) lässt vermuten, dass Dir die rhetorische Konnotierung meiner Frage nicht entgangen ist :-D
Nein, ich stelle diese Frage aber auch, weil ja die Verlage derzeit so rumjammern, dass in der Produktion alles so teuer geworden sei; hier hätte man mal gut sparen können an Material und Druck-/Bindekosten - und macht es nicht.
Und was heisst schon Tradition, wo doch eine Zeitenwende ausgerufen wurde, der sich offenbar alles unterzuordnen hat?

ICH jedenfalls zahle keinesfalls für 4 Stories von rund je 30 Seiten (und ein bisschen Murmeltier-Redaktionelles) knapp 68 Euro - für zwei Doppelbände 44 bis maximal 48 Euro auf den Tisch zu legen wären da vielleicht eher eine Überlegung wert gewesen! SO bin ich aber raus. Ich nenne das ein loose-loose-marketing!
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung

Beitrag: #Beitrag Erik »

Hallo,
WeissNix hat geschrieben: 2. Juli 2023 16:34ICH jedenfalls zahle keinesfalls für 4 Stories von rund je 30 Seiten (und ein bisschen Murmeltier-Redaktionelles) knapp 68 Euro - für zwei Doppelbände 44 bis maximal 48 Euro auf den Tisch zu legen wären da vielleicht eher eine Überlegung wert gewesen! SO bin ich aber raus.
na gut, dann bist Du raus. So sind die Entscheidungen und Präferenzen eben ganz unterschiedlich. Ich für meinen Teil bin erst einmal froh, dass sich überhaupt ein Verlag der deutschsprachigen Publikation dieser und anderer alter Goscinny-Serien annimmt, die es in circa 60 Jahren noch in kein Alben-Programm eines deutschen Verlags geschafft hatten. Hätte der ALL Verlag das nicht getan, wären diese Goscinny-Texte womöglich nie auf deutsch erschienen, was ich bedauerlich gefunden hätte. Ich habe für die 4 Einzelbände zusammen sogar 159,20 € gezahlt (obgleich der Mehrwert der Vorzugsausgaben bei "Kasimir" mit einem Schutzumschlag und einem Ex Libis eher dünn ausfällt). Und das sind sie mir wert. Ich unterstütze durch meinen Kauf gerne die Publikation gegebenenfalls auch weiterer Goscinny-Comics (wobei ich mich natürlich nicht der Illusion hingebe, dass das nun von meinem Kauf abhinge). Darum kritisiere ich auch nicht die Form der Veröffentlichung, denn sie ist mir im Grunde ersteinmal zweitrangig. Natürlich hat jeder so seine Präferenzen. Ich erinnere mich etwa, dass es auch hier im Forum vereinzelt sehr kritisiert wurde, dass Egmont in den Isnogud-Schuber Sammelbände und nicht - wie ursprünglich mal angekündigt - Einzelalben gepackt hat. Und hier bei Kasimir hätte manch einer dann umgekehrt vielleicht lieber Doppel- oder Sammelbände. Ich hätte mir hier auch Doppelbände gut vorstellen können. Aber ich kann auch mit Einzelalben gut leben, zumal sie ja anscheinend immer im Doppelpack erscheinen. Mehr noch als der höhere Preis empfinde ich allerdings den höheren Platzbedarf als ungünstig. Was den Preis angeht, wird der Verleger kalkulieren müssen, ob sich so noch genug Käufer finden. Denn natürlich kann und muss jeder selbst entscheiden, ob er das Produkt kauft oder nicht. Diese Comicalben vom ALL Verlag sind sicher nicht für den Massenmarkt gedacht. Insofern muss der Verlag m.E. auch nicht zwingend die preisgünstigste Publikationsform für den Kunden wählen, nur um (von mir) nicht der "Abzocke" bezichtigt zu werden.

Gruß
Erik
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung

Beitrag: #Beitrag WeissNix »

Erik hat geschrieben: 2. Juli 2023 18:04 Ich erinnere mich etwa, dass es auch hier im Forum vereinzelt sehr kritisiert wurde, dass Egmont in den Isnogud-Schuber Sammelbände und nicht - wie ursprünglich mal angekündigt - Einzelalben gepackt hat.
1. War das nicht Egmont, sondern Carlsen.
2. Wurden hier nicht, wie es bei Kasimir gewesen wäre, zwei dünne Geschichtchen zu einem 64- bzw. maximal 72-Seiter zusammengefasst, sondern hier wurden soweit meine Erinnerung mich nicht trügt 17 handliche Alben zu 4 dicken, unhandlichen Klötzen zusammengepappt. Da auch die zunächst geplante Version in Einzelalben im Schuber kommen sollte, wäre das die elegantere Lösung gewesen. Da ich übrigens "Der ganze Gaston" in einer solchen vierbändigen Schuber-Ausgabe mit ebenfalls rund 200 Seiten/Band besitze, weiss ich um deren Nachteil, wie ungern man die dicken Klötze später nochmal zum Nachschmökern in die Hand nimmt- diesen Nachteil hat man bei einem 72-Seiter wohl kaum...
3. Letztlich der Preis - der ist bei Isnogud gleich geblieben. Bei Kasimir würde ich das Zusammenfassen zweier Alben zu einem gleichbleibendem Preis von rund 34 Euro für ca. 70 Seiten auch nicht gut finden.

Und letztlich am meissten geärgert hatte mich das, weil ich die zunächst angekündigte Version schon vorbestellt hatte und mich darauf gefreut hatte - das dann noch zu ändern habe ich als Frechheit empfunden. Und dass der dadurch entstandene Preisvorteil nicht zumindest an die Vorbesteller mit einer spürbaren Preisreduktion weitergegeben worden ist, habe ich als regelrechten Stinkefingerzeig empfunden. Andere Verlage haben auch schöne Töchter, meine Mitgift ist daher woanders gelandet.
Zuletzt geändert von WeissNix am 2. Juli 2023 19:46, insgesamt 2-mal geändert.
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Kasimir - Abzocke durch Einzelband-Edition?

Beitrag: #Beitrag Nullnullsix »

Ich bin da auch ambivalent:
Erstmal begrüße ich auch, dass die Serie überhaupt komplett und chronologisch auf deutsch erscheint.
Dann mag ich an Einzelbänden, dass sie jeweils ein eigenes Cover haben müssen, wohingegen die Abbildungen von Cover-Illus bei Doppel- oder Integral-Ausgaben zuweilen unter den Tisch fallen.
Andererseits ist bei mir auch das Platz-Problem (vorrangig vor dem Preis-Problem). HC-Einzelbände mit nur 30 Seiten Comic nehmen gegenüber Integral-Ausgaben gern mal doppelt soviel Platz weg - oder sogar mehr, je nach Umfang der Gesamtserie.
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung

Beitrag: #Beitrag WeissNix »

Erik hat geschrieben: 2. Juli 2023 18:04 Darum kritisiere ich auch nicht die Form der Veröffentlichung, denn sie ist mir im Grunde ersteinmal zweitrangig.
Ich finde 15,80€ bzw. 17,80€ für einen 30seitigen Comic mit ein bisschen (wie Du schriebst) sich zudem in Teilen wiederholendem Sekundärmaterial einfach völlig überzogen.
So dicke hab ichs nicht, da gebe ich mein Geld lieber für andere Comics oder Bücher aus, wo ich mehr Inhalt für mein Geld geboten bekomme. Ich bin nämlich tatsächlich eher Leser als Sammler.
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Re: Werke mit Goscinny-Beteiligung

Beitrag: #Beitrag Erik »

Hallo,
Nullnullsix hat geschrieben: 15. Dezember 2022 19:13Bin grade erst auf diese Neuerscheinung gestoßen:
https://www.diogenes.ch/leser/titel/ann ... 13092.html

Zwar VON Goscinny, aber nicht von René, sondern seiner Tochter Anne. Dafür aber ÜBER René - und dessen Freundschaft zum kürzlich verstorbenen Jean-Jaques Sempé.
vielen - wenn auch stark verspäteten - Dank für diesen Hinweis, der es mir ermöglicht hat, dieses Buch auf meinen diesjährigen Wunschzettel an den Weihnachtsmann zu setzen, welcher es dann auch für mich in seinem Sack hatte.

Zunächst ist zu diesem Buch zu sagen, dass es (in heutiger Zeit) schon sehr verwundert, dass auf dem Cover und Innentitelblatt als Autorin nur Anne Goscinny steht. Dass sie in weiten Teilen hier Geschichten von René Goscinny und Sempé eingeflochten hat, kommt durch den Untertitel "Die Geschichte der Freundschaft von GOSCINNY & SEMPÉ" (nur) begrenzt zum Ausdruck. Noch gravierender finde ich aber, dass der Zeichner des Kleinen Nick in diesem Buch nicht genannt wird. Das mutet schon fast wie ein Rückschritt in die 1980er Jahre an, wo Comiczeichner den Verlagen teilsweise noch keiner Nennung würdig erschienen.

Dass der Zeichner Fabrice Ascione ist, kann man erst nach eingehenderem Studium des Buchinhalts erfahren. Im Impressum wird er genannt. Dort heißt es: "Adaption von Anne Goscinny und Fabrice Ascione", noch ohne dass klargestellt wird, wer welche Aufgaben bei dem Werkschaffen übernommen hat. Aus dem (literarisch aus dem Blickwinkel des Kleinen Nick erzählten) Autorenportrait am Ende des Buches, ergibt sich dann dessen Stellung. Dort heißt es: "Fabrice, das ist mein neuer Kumpel, er ist im Dezember 1970 geboren und er wird mich ab jetzt immer zeichnen". Diese Beschreibung wirft zudem die frage auf, ob Anne Goscinny beabsichtigt, in Zukunft mit Fabrica Ascione neue illustrierte Kleiner Nick Geschichten zu verfassen und herauszubringen. Beantwortet wird diese in dem Buch nicht weiter.

Allerdings geht aus seiner letzten Seite hervor, dass es "auf dem Drehbuch zu einem Trickfilm" basiere. Tatsächlich war wohl Ende letzten Jahres - also 2022 - ein Trickfilm mit dem Titel "Der Kleine Nick erzählt vom großen Glück" (der damit leicht von dem Buchtitel "Der Kleine Nick und das große Glück" abweicht) in den Kinos (https://www.cinema.de/film/der-kleine-n ... 64353.html). Das war komplett an mir vorbeigegangen und ergibt sich auch nicht aus der Seite des Diogenes-Verlags zu dem Buch. Lustigerweise ist der Trailer zu dem Film auf der DVD zu "Asterix & Obelix - Im Reich der Mitte" drauf (die der Weihnachtsmann mir ebenfalls wunschgemäß gebracht hat).

Weiterhin erstaunen kann einen zunächst, dass auf dem Titelblatt als deutsche Übersetzer Hans Georg Lenzen und Friederike Kohl genannt werden, denn ersterer - der den Kleinen Nick bislang immer übersetzt hatte - ist bereits 2014 verstorben:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Georg_Lenzen

Seine Nennung als Mitübersetzer rechtfertigt sich allerdings aus der Machart des Buches. Dieses beinhaltet eine etwas seltame Mischung aus - durchgehend in der Erzählweise des Kleinen Nick gehaltenem - Dialog mit seinen Schöpfern René [Goscinny] und Jean-Jacques [Sempé] sowie bekannten Kleiner Nick-Geschichten, die immer wieder eingeflochten sind (und ja bereits in Übersetzung von Hans Georg Lenzen vorlagen). Auf diese Weise werden ein paar Grundinformationen zur Entstehungsgeschichte der Serie sowie Hintergründe der Autoren gegeben, aber auch altbekannte Geschichten wiederholt. Insofern gehen hier Fiktion und Realität ineinander über. Das mag künstlerisch interessant und von der Idee her exquisit sein. Die Kehrseite ist allerdings, dass in Grenzbereichen kaum ersichtlich ist, was nun eigentlich Fiktion ist und was zeitgeschichtlicher Quellenlage - etwa auch durch Wahrnehmungen der Autorin Anne Goscinny selbst - entspricht. Diese Frage stellt sich immer wieder vor allem dann, wenn die Schöpfer René Gsocinny und Jean-Jacques Sempé über ihre Gefühlslagen sprechen und Beziehungen zwischen ihrem eigenen Erleben der Kindheit und der Erschaffung des Kleinen Nick - und damit ihrer Motive für Charakterzüge oder Themen - herstellen.

Der Tod Jean-Jacques Sempés wird in dem Buch noch nicht angesprochen. Das ist insoweit erklärlich, als er erst am 11.08.2022 verstorben ist (https://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Jacques_Semp%C3%A9) und damit möglicherweise erst nach Readktionsschluss. Dass es allerdings in dem Autorenportrait zu René Goscinny heißt, seine Serie Dingodossiers gebe es nicht auf Deutsch, ist nicht in solcher Weise erklärlich, da die Dingossiers-Gesamtausgabe bereits 2016 auf Deutsch erschienen (und z.B. bei Amazon auch heute noch lieferbar) ist. Zudem wird der deutsche Titel des Lucky Luke-Films aus den Studios Idéfix mit "Sein großer Trick" (richtig: "Sein größter Trick") falsch wiedergegeben. Zusammengenommen stellen diese Fehler ein wenig die Sorgfalt bei der Übersetzung infrage. Dass Adalbert in einer Geschichte die Deutschland-Karte zeichnet, weil er diese mit ihren Flüssen auswendig kennt, in der Illustration aber die Frankreich-Karte (mit Lupe an bezeichnender Stelle!) gezeigt wird, mag hingegen daran liegen, dass es eine nach Deutschland übertragene Originalübersetzung der betreffenden Kleiner Nick Geschichte ist, die von Hans Georg Lenzen unverändert übernommen wurde, während hier eine neue Frankreich-bezogene Zeichnung hinzugekommen ist, die in der Originalausgabe dieser Geschichte nicht vorhanden war.

Die Zeichnungen sind insgesamt durchaus warm und liebevoll, stilistisch aber schon sehr verschieden von den skizzenhaften und einprägsamen Zeichnungen Sempés. Positiv gewendet könnte man sagen, dass Fabrice Ascione keinen Versuch unternimmt, Sempé zu kopieren, sondern seinen eigenen Stil prägt. Die Kehrseite ist, dass man den Kleinen Nick und seine Umwelt nicht mehr so sieht, wie man sie kennt.

Ich persönlich fand das Buch zwar kurzweilig zu lesen, muss aber einräumen, dass es mir bis zum Schluss schwergefallen ist, in das Setting einer Interaktion zwischen der Figur und seinen Schöpfern einerseits und dem Erleben der Geschichten mit seinen Freunden andererseits einzutauchen. Das ist weder mit der Lektüre reiner Kleiner Nick Geschichten noch mit der Lektüre eines Sekundärwerks über die Entstehung des Kleinen Nicks und die Hintergründe seiner Autoren vergleichbar. Das Buch ist nicht grottenschlecht, aber so recht meins ist diese Mischung eben auch nicht. Vielleicht liegt es ein wenig mit daran, dass mir die Hintergründe zumindest René Goscinnys nicht mehr neu waren, wahrscheinlich ist es aber ganz überwiegend einfach Geschmackssache.

Gruß
Erik
"Alle sollt ihr noch sehen, daß ich habe recht!" (Erik der Blonde, Die große Überfahrt, S. 5)