Ich habe heute mit meiner Familie den Film ebenfalls endlich gesehen. Für meinen Sohn war es der erste Besuch im Kino überhaupt und auf der positiven Seite können wir auf jeden Fall verbuchen, dass er bis zum Ende durchgehalten hat und seine Freude an dem Film hatte. Die sechs anderen Familien im Kinosaal schienen auch alle zumindest zufrieden zu sein, so dass man dem Film sicher nicht vorwerfen kann, schlecht zu sein. Auch meine Frau und ich mussten an vielen Stellen mehr als nur schmunzeln und meiner Frau hatten es vor allem die Wildschweine angetan.
Leider war'sd das dann auch fast schon mit den positiven Worten, die ich über den Film verlieren kann und je länger ich im Detail über ihn nachdenke, umso mehr enttäuscht er mich. Im Wesentlichen kann ich mich dabei vor allem der Kritik von Keinetrix anschließen:
Keinetrix hat geschrieben: ↑17. März 2019 22:10
Ich muss ehrlich sagen, ich fand den Film etwas durchwachsen. Nicht schlecht, aber durchwachsen.
[...]
Ja, es gibt viel Gutes über diesen Film zu sagen, nur eine klare Linie... Die hat er eben leider nicht...
Wenn ich den Film mit einem Satz kategorisieren müsste, dann ist er wohl ein weitgehend sinnfreier, weitgehend kindgerechter Action-Streifen. Ich fürchte, mehr will er leider auch gar nicht sein. Für einen wirklich kindgerechten Streifen ohne Altersbeschränkung ist er mir ehrlich gesagt eine Spur zu düster, was aber auch daran liegen kann, dass ich mit zu stark überzeichneten Bösewichten grundsätzlich Schwierigkeiten habe. Weitgehend sinnfrei ist er aber allemal, denn für mehr als einen losen Vorwand für die Aneinanderreihung mal mehr und mal weniger lustiger Szenen taugt die Geschichte in meinen Augen definitiv nicht. Man sollte einer Welt, in der es Zaubertränke gibt, natürlich nicht leichtfertig vorwerfen, dass ihr die Logik fehlt, aber dieses Drehbuch hat für meinen Geschmack deutlich zu viele Löcher.
Bei einem beliebigen Action-Film wäre das auch gar nicht so schlimm. Da sind mir Film ohne komplizierte, ausgefeilte Hintergrundgeschichte sogar lieber als solche, bei denen ich gefüht zwanzig Familienstammbäume auswendig kennen muss um zu wissen, warum wer mit wem nicht am selben Tisch sitzen will in einer Szene, die für die Handlung völlig irrelevant ist. Für mich dürfen Filme grundsätzlich gerne irgendwo in einer verständlichen Welt spielen, als quasi singuläres Ereignis, ohne auf einen Hintergrund und eine Zukunft Rücksicht zu nehmen. Bei einem Asterix-Film ist das nur leider nicht so einfach. Ein Asterix-Abenteuer ist kein singuläres Ereignis, sondern es gibt (wenn man Bände und eigenständige Filme addiert) ungefähr 40 davon. Und es sind eher subtile Details, die es verrückten Fans wie uns ermöglichen, einzelne davon in eine zwingende Reihenfolge zu bringen. Ansonsten ist aber (fast) jedes Abenteuer eine zwar in sich spannende Geschichte, aber in ihrer Wirkung auf die Welt nur eine Randnotiz. Eine der Ausnahmen davon ist die Geschichte von
Asterix erobert Rom, die aber auch klar als mögliches Ende der Asterix-Abenteuer angelegt ist und darüber hinaus noch eine stringente Parodie auf die Abenteuer des Herakles darstellt. Das kann ich akzeptieren und mich köstlich daran erfreuen. Die Gesichte von
Das Geheimnis des Zaubertranks leistet aber beides nicht. Weder ist sie ein mögliches Ende, denn tatsächlich ist am Ende angeblich wieder alles so wie am Anfang, noch ist sie eine stringente Parodie auf irgendetwas. Sie ist einfach nur eine Aneinanderreihung von Szenen, von denen einige aus heiterem Himmel kommen, ohne wirklich in die bekannte Welt von Asterix zu passen, und anderem im Nichts verschwinden. Selbst der Aufhänger des Films löst sich im Nichts auf, ohne dass klar wird, wieso Miraculix plötzlich gar keinen Nachfolger mehr sucht. Dass die Begegnung zwischen einem gigantischen, flammenwerfenden Druiden-Dämonen (der unter anderem den Karnutenwald abfackelt) und einer Art Römer-Mech jedoch ein Ereignis sein soll, von dem sonst niemand Notiz nimmt und das damit ebenfalls im Nichts verschwindet, ohne irgendeinen Einfluss auf die Welt zu haben, ist mir dann jedenfalls zu viel. Uderzo hat sich in
Gallien in Gefahr immerhin noch die "Mühe" gemacht mit einem Einzeiler zu erklären, dass die Erinnerung aller Beteiligten gelöscht wird, aber hier lässt das Drehbuch einfach nur großen Krawall zurück.
Das ist umso mehr schade, weil es mir komplett unnötig erscheint. Wäre der Film wirklich schlechter gewesen, wenn dieser letzte Kampf einfach nicht stattgefunden hätte? Hätte man die gesparten Minuten nicht deutlich besser in ein paar mehr/längere Szenen zwischendrin investieren können und eine besser Auflösung, warum Miraculix am Ende doch keinen Nachfolger mehr braucht?
Aber auch der Rest ist nicht mehr als typische Action-Kost: Reißerischer Titel (Ja, das Geheimnis des Zaubertranks ist das wichtigste Geheimnis der Asterix-Welt überhaupt), große Katastrophe zu Beginn (Ausfall des Druiden), ein buchstäblich aus dem Nichts kommender, sehr mächtiger Bösewicht (dessen im Film erzählter "Werdegang" nicht im Mindesten glaubwürdig ist), weitere katastrophale Rückschläge für die Helden (Asterix und Obelix außer Gefecht) während alle anderen völlig überfordert sind (alte Druiden können nix, junge Druiden können nix, Troubadix kann als stellvertretender Dorfchef nix), viel Feuer und Explosionen, der Bösewicht steigert sich zum Wahnsinnigen und der bislang nur lustige Sidekick (Vitrine) verhilft den plötzlich wieder einsatzfähigen Helden zum Sieg, was weitere Explosionen erfordert. Als Action-Streifen völlig akzeptabel, als Asterix-Geschichte nicht mein Ding.
Um mit was Positivem zu enden: Die Karte, auf der die Reise der Gallier bei der Suche nach einem Druiden visualisiert wird, ist eine sehr hübsche Anspielung auf die
Tabula Peutingeriana. Das ist eines Asterix-Films mehr als würdig! Schade, dass der Rest mir besser gefallen hätte, wenn er in irgendeiner unbekannten Phantasiewelt gespielt hätte...
MfG
Michael
PS: Hat jemand verstanden, was die Steinpyramiden sollten? Wirkte irgendwie wie ein Witz, bei dem sie die Pointe vergessen haben...