Hallo,
wie ich in dem "Lucky Luke"-Thread gerade dargestellt habe, ist der Einleitungstext des 4. Bandes der neuen Gesamtausgabe wieder serh informativ, unter anderem auch zu dem Werdegang bzw. der Schaffensgeschichte Goscinnys.
Hieraus habe ich die für mich neue Erkenntnis über das Vorliegen zweier weiterer Goscinny-Werke in deutscher Albenveröffentlichung gewonnen. So geht aus dem im französischen Original von Christelle & Bertrand Pissavy-Yvernault verfassten Text hervor, dass René Goscinny Mitte der 1950er Jahre für den Zeichner Tibet im Tintin-Magazin das Szenario für eine Geschichte von dessen Reihe "Chick Bill" geschrieben hat. Dies war wohl deshalb kurios, weil es sich um einen humoristischen Westerncomic handelt, der seinerzeit als "Konkurrenzprodukt" zu dem im Spirou-Magazin erscheinenden Lucky Luke - den Goscinny zu der Zeit bereits textete - galt. Diese Zusammenarbeit von Tibet und Goscinny währte aber nur für diese eine Episode ("La bonne mine de Dog Bull", dt. "Urlaub in der Todeswüste"), da dem Zeichner wohl realistischere Geschichten als die Gag-betonten Texte Goscinnys für seine Serie vorschwebten.
Der Band ist auf Deutsch 1983 im Bastei-Verlag als Album (wahrscheinlich nur SC) erschienen:
http://www.comichunters.net/index.php?t=1&comic=71417
Antiquarisch ist der Band noch zu bekommen. Ich habe ihn gerade mal bestellt.
Zudem ergibt sich aus dem Einleitungstext, dass René Goscinny das Szenario des Bandes "Das Gold des alten Lender" (frz. "L'or du vieux Lender") der Serie "Jerry Spring" von Jijé (einem der Nacholgezeichner Uderzos an der Serie "Tanguy und Laverdure") verfasst hat. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden soll nicht sehr harmonisch verlaufen sein, auch weil Jijé wohl teilweise eigenmächtig Szenen anders umgesetzt hat als von Goscinny verfasst. Insofern ist es auch hier bei diesem einen von Goscinny getexteten Album der Reihe geblieben.
Der Band ist auf Deutsch ebenfalls im Bastei-Verlag unter dem Titel "Fluch des Goldes" in dem Doppelband "Jagd ohne Gnade" von 1972 (wahrscheinlich auch nur in SC) erschienen:
https://www.comicguide.de/book/25544/Jerry-Spring-11
Er ist aber auch - unter dem vorgenannten neuen Titel - enthalten in Band 2 der Jerry Spring Gesamtausgabe von Egmont aus dem Jahr 2011:
https://www.comicguide.de/book/102236/J ... tausgabe-2
Beide Ausgaben sind antiquarisch noch weitgehend unproblematisch zu bekommen. Ich habe von einem Erwerb gleichwohl erstmal abgesehen, weil ich bei meiner Recherche darauf gestoßen bin, dass just diese Geschichte im am 15.03.2023 im Rahmen einer neuen Jerry Spring-Ausgabe im ALL-Verlag (innerhalb von
Bd. 6 : "Die Spur in den hohen Norden" - sehr wahrscheinlich HC) erscheinen soll. Der Inhaber dieses Verlags hat in seinem Forum bereits zwei Seiten daraus - auf deren erster auch die Autorenschaft Goscinnys genannt ist - gezeigt:
https://www.comicforum.de/showthread.ph ... ost5823241
Weshalb er gerade diese beiden Seiten dort zeigt, bin ich nicht ganz sicher. Naheliegend wäre an sich eine Werbung für den Band damit, dass er auch von Goscinny ist (aus dessen Frühwerk der Verlag ja zuletzt und derzeit Mehreres veröffentlicht). Allerdings hebt er das in dem Beitrag nicht hervor und dieser Umstand wird selbst in dem Beschreibungstext zu dem Band auf der Artikelseite im Verlagsshop nicht einmal erwähnt. Vielleicht ist es also auch nur ein glücklicher Zufall, dass er gerade diese Seiten als Lese- und Ansichtsprobe ausgewählt hat, so dass man sich gewiss sein darf, dass diese Geschichte in dem Band (der ja einen anderen Albentitel trägt) auch enhalten sein wird.
Wie dem auch sei, aus demselben Foren-Thread ergibt sich auch, dass die Egmont-Gesamtausgabe wohl nur in s/w ist, so dass die ALL-Ausgabe einen Mehrwert bietet (bzw. nach Erscheinen bieten wird). Ob die alte Bastei-Ausgabe ebenbürtig ist, vermag ich nicht zu sagen, aber die ALL-Ausgabe soll wohl noch einen redaktionellen Begleittext enthalten, so dass es möglich erscheint, daraus noch ein paar Hintergrundinformationen zur Entstehung dieses Bandes oder der Zusammenarbeit von Jijé und Goscinny zu gewinnen. Deshalb habe ich mich entschieden, den mal vorzubestellen. Wenn er mir gar nicht zusagen sollte, kann ich mir immer noch das Bastei-Heft beschaffen. Allerdings wird mich der Comic als solcher - jenseits des Sammlerischen, weil er von Goscinny ist - wahrscheinlich weniger interessieren. Denn nach dem, was ich davon gesehen habe, ist das eine realistisch gezeichnete Comicserie, die mit Asterix oder Lucky Luke stilistisch nichts zu tun hat.
Neu waren diese Informationen - also, dass Goscinny diese beiden Geschichten getextet hat und sie bei Bastei jeweils auf Deutsch in Albenform erschienen sind - allerdings nicht. Denn in der Goscinny-Bibliographie in der Reddition Nr. 38 steht das bereits drin. Es war nur an mir irgendwie komplett vorbeigegangen. Und da das anderen ja vielleicht ebenso geht, habe ich es hier aus (für mich) aktuellem Anlass einmal dargestellt.
Ich bin mal gespannt, ob man Goscinnys "Handschrift" in den Geschichten (bzw. natürlich deren deutschen Übersetzungen) erkennen kann.
Gruß
Erik