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Asterix in Lusitanien - Band XLI

Egmont Ehapa Media Verlag

Durchschnittliche Bewertung:
sehr gut (4.1)
Anzahl der Bewertungen: 720

Am 23. Oktober 2025 wurde das 41. Asterix-Abenteuer "Asterix in Lusitanien" veröffentlicht. Bereits im Dezember 2024 erschien ein einseitiger Ankündigungscomic, der erste Hinweise auf das kommende Ziel gab. Am 17. März wurde die vorläufige Titelgrafik veröffentlicht, Mitte September die finale Version. Die Gesamtauflage beträgt 5 Millionen Exemplare, auf Deutschland entfallen davon 1,8 Millionen Ausgaben. Für die Adaption ins Deutsche zeigte sich Klaus Jöken verantwortlich.

Lusitanischer Sklave
Lusitanischer Sklave in Die Trabantenstadt, Seite 10
In diesem Abenteuer verschlägt es die berühmten Gallier nach Portugal – eine Region, die sie bislang noch nicht besucht haben. Die historische Grundlage dafür liefert die römische Provinz Lusitania, die große Teile des heutigen Portugals sowie Westspaniens umfasste und nach dem Volk der Lusitaner benannt wurde.

Bereits das vorläufige Cover machte die neue Kulisse deutlich: Asterix, Obelix und Idefix stehen auf einem traditionellen portugiesischen Pflastermosaik, der Calçada portuguesa. Diese Steinmuster, oft aus weißem Kalkstein und schwarzem Basalt, sind ein typisches Element portugiesischer Straßen und Plätze.

Autor Fabcaro, der seinen zweiten "Asterix"-Band schreibt, fand es herausfordernd, ein Land zu wählen, das die Gallier noch nicht erkundet haben. Die Wahl fiel auf Portugal nicht nur aus diesem Grund, sondern auch wegen seiner sonnigen Atmosphäre und mediterranen Stimmung. Persönliche Reiseerfahrungen in Portugal und die herzliche Art der Menschen inspirierten ihn zusätzlich. Für die Gestaltung unternahm er eine Recherchereise, um Eindrücke zu sammeln und die Kulisse möglichst authentisch darzustellen.

Zeichner Didier Conrad, für den es bereits der siebte Band ist, schätzt besonders die Möglichkeit, landestypische Elemente in seine Illustrationen einzubauen. Neben eigenen Urlaubseindrücken nutzte er dafür auch Fotomaterial und Online-Recherchen. Die Detailtreue der Pflasterkunst auf dem Cover war ihm besonders wichtig, auch wenn sie einen hohen Zeichenaufwand bedeutete.

Ein erster Hinweis über den Inhalt stammte vom Autor selbst: Ein aus Band 17 bekannter lusitanischer Sklave bittet die Helden um Hilfe, vermutlich der links abgebildete Herr auf Seite 10, der nach den Gesängen im Wald auf den Fado, den portugiesischen Sprechgesang, anspielt. Auch der portugiesische Botschafter in Frankreich, José Augusto Duarte, sieht eine spannende Parallele: Wie die unbeugsamen Gallier kämpften einst auch die Lusitaner unter ihrem Anführer Viriathus gegen das Römische Reich, um ihre Freiheit und Traditionen zu verteidigen.

Comedix' Meinung

Inhalt und Rahmen

In „Asterix in Lusitanien“ brechen Asterix und Obelix in den Westen des Römischen Reiches auf, um einem früheren Sklaven aus Lusitanien – dem heutigen Portugal – beizustehen, dessen Freund, ein Garum-Produzent, zu Unrecht verfolgt wird. Zeichner Didier Conrad und Autor Fabcaro bilden erneut das aktuelle Team, das die Reihe weiterführt.

Die deutsche Ausgabe wurde von Klaus Jöken übersetzt – eine Arbeit, die ich wieder einmal nur loben kann. Jökens Übersetzung balanciert geschickt Lokalkolorit und Lesefluss: das Spiel mit Lusitanien-Akzenten, Namen und lautmalerischen Einfällen wirkt organisch.

Mein erster Eindruck war zwiespältig: Einerseits liefert der Band all das, was langjährige Leser erwarten – Römer-Keilereien, Zaubertrank, Piraten –, ganz nach dem Grundsatz: „Wo Asterix draufsteht, ist auch Asterix drin.“ Andererseits setzt dieses Abenteuer stärker auf erzählerische Tiefe und kulturelle Referenzen. Die Vielfalt an Anspielungen auf portugiesische Kultur – von „saudade“ über Kabeljau bis zu den typischen Pflasterornamenten („calçada“) – ist für ein Asterix-Reisealbum ungewöhnlich dicht.

Stärken

Die Zeichnungen überzeugen mit Detailfreude und warmer Farbgebung; das sonnige Lusitanien ist atmosphärisch gut eingefangen. Die Mischung aus klassischem Asterix-Abenteuer, Verschwörungselementen und landestypischen Einschüben lädt zum genaueren Lesen ein: Es wird nicht nur gekämpft, sondern auch ermittelt, getäuscht und improvisiert. Wer Freude an versteckten Anspielungen hat, findet nahezu auf jeder Seite etwas – von historischen Andeutungen bis zu popkulturellen Seitenhieben.

Meine Lieblingsszenen sind der Aufenthalt der Gallier in der Zweigstelle auf den Seite 22 bis 24 und die schön gezeichnete Mimik von Asterix und besonders Obelix, der auf Seite 23 einen "Orgien-Moment" hat, den wir aus dem Theater von Condate in "Asterix und der Kupferkessel" kennen.

Schwächen

Auf den ersten Blick wirkt der Band jedoch etwas schematisch: Das bekannte Grundmuster – Gallier reisen aus, helfen Unterdrückten, besiegen Römer – scheint nur neu verpackt. Im Vergleich zu früheren, pointensatten Klassikern fehlt stellenweise die spielerische Leichtigkeit im Humor; die Geschichte tritt deutlicher in den Vordergrund, der Gag-Takt ist gemächlicher.

Persönliche Einschätzung

Auch für mich wirkte das Abenteuer zunächst eher routiniert konstruiert. Der Plot ist vertraut, und der Eindruck einer schnellen Rezeptur liegt nahe. Doch beim zweiten Lesen tritt etwas anderes zutage: Die Fülle an sorgfältig platzierten Details, an sprachlichen und visuellen Verweisen auf Portugal, Geschichte und Gegenwart bereichert das Album erheblich. Wer nur auf den obligatorischen Klamauk wartet, wird weniger bekommen; wer jedoch Lust hat, die vielen kleinen Ideen aufzuspüren, wird belohnt.

Damit liegt der Band für mich nicht auf dem Niveau der großen Klassiker – was ich jedoch auch nicht erwarte, denn ein Versuch, René Goscinny zu imitieren, könnte nur scheitern. Stattdessen bietet das Album soliden Spaß und überraschende Tiefe, wenn man sich darauf einlässt.

Fazit

„Asterix in Lusitanien“ ist kein Meilenstein der Serie, aber ein stimmiges und liebevoll gestaltetes Abenteuer, reich an kulturellen Bezügen und visuellen Feinheiten. Sein größter Reiz liegt weniger im schnellen Effekt als im genauen Hinsehen. Wer bereit ist, sich auf diese Entdeckungsreise einzulassen, wird belohnt. Ich vergebe daher eine gute Bewertung – mit der Empfehlung: Nicht nur lesen, sondern erkunden.

Dieses Abenteuer erscheint auch als ...
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Asterix in Lusitanien