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Die weisse Iris - Band XL

Egmont Ehapa Media Verlag

Durchschnittliche Bewertung:
sehr gut (4.1)
Anzahl der Bewertungen: 469

Erstauflage des Buches "L'Iris blanc" bei Hachette als Band 40 der Reihe am 26. Oktober 2023. Gleichzeitig erscheint dieser Band europaweit mit etwa 5 Millionen Exemplaren, davon in Deutschland mit Übersetzung aus dem Französischen von Klaus Jöken in einer Erstauflage von 1,5 Millionen Ausgaben. Der Titel wurde am 20. März 2023, das finale Titelbild am 7. September 2023 veröffentlicht.

Cäsar kann es nicht mehr ertragen, seine Truppen so demoralisiert zu sehen, vor allem die betroffenen Einheiten um das gallische Dorf herum. Im alten Rom wurden Pflanzen verschiedene Eigenschaften zugeschrieben und die Weiße Iris stand für das Positive und Schöne in allen Dingen zu sehen.

Cäsar ist davon überzeugt, dass die Persönlichkeitsentwicklung der Schlüssel zum Erfolg über die Gallier ist. Die Legionäre sollen nicht länger vor Angst gelähmt sein und bessere Krieger werden. Doch die neue Methode des positiven Denkens hat natürlich nicht nur Auswirkungen auf die Römer, sondern auch auf alle Bewohner des gallischen Dorfes.

Diese Lebensphilosophie scheinen die Gallier im Dorf sehr unterschiedlich zu bewerten, Gutemine und Majestix geraten aneinander. Während sie den positiven Schwingungen eher positiv gegenüber steht - sie ist spätestens sein "Der Seher" Neuem eher offen - beginnt Majestix an sich selbst und der Lebensweise der Gallier zu zweifeln.

Mit an Bord für das 40. gallische Abenteuer ist der neue Autor Fabrice Caro, genannt Fabcaro. Zeichner Didier Conrad freut sich über die Verstärkung im Asterix-Team. Fabcaro sagte in einem Interview, dass er für die Story zu Asterix seine Arbeitsweise ändern musste. Weniger Improvisation, sondern ein Storyboard von Anfang bis Ende. Fabcaro ist in Frankreich bekannt für eine Mischung aus absurdem Humor und Gesellschaftssatire. Prinzipiell eine gute Voraussetzung für gelungene Anspielungen im gallischen Widerstandsnest.

Das Engagement von Fabrice Caro soll sich um einen einmaligen Auftritt handeln, da sich Ferri um eine eigene Veröffentlichung kümmert.

Dieses Abenteuer erscheint auch als ...

Comedix' Meinung

Die meisten Medien waren nach dem Erscheinen voll des Lobes. Der neue Autor Fabcaro setze neue Maßstäbe; die Geschichte hätte Witz und Esprit; es wäre das beste Album seit mindestens 20 Jahren. Letzteres ist nicht allzu schwer, sind doch seit 2001 nur neun neue Ausgaben erschienen. Darunter mit "Asterix plaudert aus der Schule" und "Asterix und Obelix feiern Geburtstag" zwei Sammelausgaben und die legendären Geschichten "Asterix und Latraviata" und "Gallien in Gefahr".

Ich habe mir diesmal noch etwas mehr Zeit für meine Rezension genommen. Wie bei den Ausgaben zuvor, lese ich eine Ausgabe mehrmals. Das erste Durchblättern und oberflächliche Lesen für den ersten Eindruck. Durchgang 2 und 3 für den tieferen Einblick, während von anderen Lesern schon über die ersten Anspielungen im Asterix-Forum berichtet wird.

Mein erster Eindruck war: Sehr textlastig mit bemühtem oberflächlichem Wortwitz. Schon an der Handlung und den in sich geschlossenen Szenen auf jeweils einer Seite, beispielsweise dem Streit zwischen Gutemine und Majestix oder Obelix und die zahmen Wildschweine, erkenne ich die Handschrift des neuen Autors Fabrice Caro. Er ist in seinen Geschichten eher bekannt für kurze und knackige Pointen. Ich habe den Eindruck, dass sich die neuen Autoren vom großen Schatten eines Albert Uderzo, der 2020 gestorben ist, zu lösen beginnen. "Die weiße Iris" ist das erste Abenteuer, das gänzlich ohne den kontrollierenden Blick des Meisters entstanden ist.

Wenn ich die überwiegend positiven Rezensionen mit meinem Lesegefühl vergleiche, stimmt etwas nicht. Wieso finde ich die neue Geschichte nicht so witzig? Warum tragen mich nicht die lustigen Anspielungen auf den modernen Zeitgeist, den Andere so pointiert finden? Weshalb kommt es nur mir so vor, dass Tiefe und hintersinniger Wortwitz fehlen und die Handlung merkwürdige Wendungen macht, die sich meiner Logik entziehen? War das bei Asterix schon immer so? Passt vielleicht einfach nur die Erzählweise von Fabcaro nicht zu mir oder hat es vielleicht der deutsche Übersetzer versemmelt?

Der Blick in die französische Ausgabe beweist, dass es nicht an Klaus Jöken liegt. Er hat die meisten Sprechblasen inhaltlich aus dem Original übernommen und dort, wo französische Eigenarten und Sprachspiele vom deutschsprachigen Leser in der Regel nicht verstanden werden, einen Bezug aus deutscher Lesersicht eingebaut.

Es liegt auch nicht an den Zeichnungen, die meinen Gesamteindruck stören. Didier Conrad ist nicht Albert Uderzo und soll ihn auch nicht kopieren. Es ist legitim, dass er seinen eigenen Zeichenstil einbringt. Asterix hat sich seit 1959 zeichnerisch mit den Jahrzehnten verändert und das ist auch gut so. Selbst der rote Faden mit der Methode der weißen Iris, die Anspielungen auf die Neuzeit und bewusst gestreuten Verweise auf frühere Abenteuer sind nicht die Erbse unter der Matratze.

Es ist etwas anderes. Die Dialoge wirken auf mich oberflächlich und gelegentlich hölzern, die Handlung bemüht. Es fehlt mir die unterschwellige Ironie auf die Realität. Es fehlen mir die augenzwinkerten, feinen Hintergedanken, die sich womöglich nicht schon in der nächsten Sprechblase, sondern erst einige Seiten später auflösen. Diesmal fühlt es sich an wie eine Beziehung, die langsam auseinanderdriftet. Asterix, ich mag dich. Ich verbringe weiterhin gerne Zeit mit dir. Doch irgendwie haben wir uns unterschiedlich entwickelt, ich brauche Zeit.

Alles in allem ist die Geschichte nicht schlecht und sichtbar eine Eigenentwicklung ohne den großen Uderzo im Hintergrund. Einen sensationellen Restart, der an ruhmreiche Zeiten erinnert, sehe ich jedoch (noch) nicht. Ich bleibe weiter gespannt auf die nächste Ausgabe, die wohl im Oktober 2025 in die Läden kommen wird.