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Die Tochter des Vercingetorix - Band XXXVIII

Egmont Ehapa Media Verlag

Durchschnittliche Bewertung:
gut (3.1)
Anzahl der Bewertungen: 766

Erstauflage des Buches "La fille de Vercingétorix" bei Hachette als Band 38 der Reihe. Gleichzeitig erschien dieser Band europaweit mit 5 Millionen Exemplaren am 24. Oktober 2019, davon in Deutschland mit Übersetzung aus dem Französischen von Klaus Jöken in einer Erstauflage von 1,6 Millionen Ausgaben. Im Parc Asterix wurde am 10. April 2019 in einer Pressekonferenz der Titel des Asterix-Abenteuers verraten, das Titelbild wurde erstmals am 14. Oktober 2019 veröffentlicht.

Nach den Strapazen ihrer letzten Reise hätten sich Asterix und Obelix gewünscht, die Ruhe im beschaulichen Aremorica zu genießen. Doch daraus wird leider nichts! Das geheimnisvolle Mädchen Adrenaline kommt ins Dorf, begleitet von den beiden Arverner-Häuptlingen Monolitix und Mausklix. Die Drei sind auf der Flucht vor Julius Cäsar und seinen Legionären, und das aus gutem Grund: Im Dorf munkelt man, dass der Vater des jungen Mädchens kein Geringerer sei als Vercingetorix, der große Arvernerhäuptling, der einst bei Alesia von Julius Cäsar geschlagen wurde!

Im vor der Veröffentlichung publizierten Presse-Dossier berichten die Autoren, dass sie ursprünglich den großen Gallier-Häuptling Vercingetorix in den Mittelpunkt rücken wollten: "Aber dann wäre die Diskrepanz zwischen der Story und den historischen Fakten zu groß geworden. Wie hätte ich zum Beispiel erklären können, dass die Dorfbewohner dem größten aller gallischen Häuptlinge nicht zum Sieg verholfen hatten?"

Also konzentrierten sie sich auf die Tochter Adrenaline, die allerdings frei erfunden seiasterix_in_italien. Der Lebensabschnitt der Pubertät war seit Grautvornix aus "Asterix und die Normannen" nicht mehr thematisiert worden. Außerdem wollten sie sich stärker auf weibliche Figuren konzentrieren, denn abgesehen von Zechine in "Das Geschenk Cäsars" gibt es in der Asterix-Reihe keine Jugendlichen. Entsprechend treten in dieser Geschichte auch die Söhne von Verleihnix und Automatix, Aspix und Selfix, aus dem Schatten ihrer Familie.

Dieses Abenteuer erscheint auch als ...

Comedix' Meinung

Eine Definitionen für Rezensionen sagt aus, dass sie kurz vor oder nach der Veröffentlichung erscheinen. Das ergibt Sinn, denn in der Regel sollen diese Bewertungen den potentiellen Leser eine Hilfstellung geben, worauf er sich einzustellen hat. Wesentlich ist in der Definition das unscheinbare Wörtchen "kurz".

Eine unmittelbar nach dem Erscheinen geschriebene Rezension spiegelt reflexartig die Erwartungen wider, die sich bei Asterix gemeinhin an der Arbeit der beiden Autoren René Goscinny und Albert Uderzo messen lassen müssen. Genau diesen Reflex hinterfrage ich bei jeder Rezension eines neu erschienenen Asterix-Abenteuers. Schaut man sich die Rezensionen zu "Die Tochter des Vercingetorix" genauer an, so scheint sich eine Geschchte entweder vor dem Hintergrund des aktuellen Zeitgeistes beweisen zu müssen, muss einem Vergleich zu früheren Geschichten aushalten oder beides gleichzeitig. Ich halte das für einen Fehler.

Genau aus diesem Grund erscheint diese Rezension erst gut drei Wochen nach dem Erscheinen. Sie soll nämlich nicht nur eine Momentaufnahme darstellen, sondern Teil einer Betrachtung sein, die auch nach längerer Zeit noch Gültigkeit hat. "Die Tochter des Vercingetorix" versucht mit einem Spagat verschiedenen Zielgruppen gerecht zu werden. Jedes Abenteuer war schon immer ein Spiegelbild seiner Zeit.

Korsische Autonomiebestrebungen? Der Generationenkonflikt der 1960er? Deutsch-französische Beziehungen? All das waren schon Themen der Asterix-Serie. Und nun sind es eben die unterschiedlichen Auffassungen alter Männer wie Asterix und Obelix im Gegensatz zu den Betrachtungen der Jugend zu Umwelt und Konsum, die im Abenteuer um die Tochter des Vercingetorix thematisiert werden. Was auf 48 Seiten möglich ist, erlaubt nur die vergleichsweise holzschnittartige Produktion von großen Hackschnitzeln, feines Holzmehl fühlt sich definitiv anders an.

Die Geschichte von Jean-Yves Ferri selbst ist kein Wunderwerk der Erzählkunst, doch wenn man sich die Hintergründe und den Asterix-Kanon, in den die Geschichte eingebettet ist, näher ansieht, dann kann man schon eine Erzählung erkennen, die nicht mal eben nebenbei aberzählt wird, sondern schon durchdacht ist. Um das zu erkennen, reicht kein vordergründiger "kurzer" Blick.

Die Zeichnungen lassen qualitativ nichts mehr zu wünschen übrig. Inzwischen hat es Didier Conrad geschafft, sowohl seinen eigenen Stil im feinen Strich neuer Charaktere unterzubringen, als auch die Vorgaben von Uderzo bei den bekannten Galliern umzusetzen. Abgerundet wird ein inzwischen alle zwei Jahre erscheinendes Album durch die Übersetzung von Klaus Jöken, der sowohl in der vorgegebenen Enge der Sprechblasen agieren, als auch nur für Franzosen verständliche Anspielungen übertragen oder ersetzen muss.

Fazit: Mit jedem Abenteuer ist ein Fortschritt der Erzählweise der beiden neuen Autoren feststellbar. Sowohl Geschichten, die nur im Dorf spielen, als auch Reisen in ferne Länder benötigen unterschiedliche Herangehensweisen. Diese Herausforderung haben Ferri und Conrad angenommen und schaffen schöne Geschichten, die sich immer besser in die Asterix-Welt einfügen. Für mich die bisher beste Geschíchte nach Uderzos Rückzug.

Die Tochter des Vercingetorix