Einleitung | Sein Leben

Jeweils am 5. November jeden Jahres jährt sich der Todestag von René Goscinny, der 1977 an einem Herzinfarkt verstarb.. Zum 25. Todestag 2002 ist dieser Themenbereich zu einem der beiden Väter von Asterix mit vielen Informationen entstanden. Der Zeichner der Asterix-Alben, Albert Uderzo - dem ein eigener Themenbereich gewidmet ist, hat übrigens René Goscinny in vier der Abenteuern als Darsteller illustriert:

In "Asterix bei den Olympischen Spielen" verewigten sich beide Autoren im klassischen, griechischen Design auf Seite 29, Bild 10: Von einem Marmorfries grüßen Goscinny und Uderzo. Sie bezeichnen sich dabei gegenseitig jeweils als Despot und Tyrann. Karikatur I
In Band XIII, "Asterix und der Kupferkessel" sind Goscinny und Uderzo auf Seite 30, Bild 9, als Premierengäste zu sehen. Beide in angeregte Gespräche vertieft, Goscinny am rechten Bildrand, Uderzo in Bildmitte. Karikatur II
Bei genauer Betrachtung des letzten Bildes auf Seite 6 bei "Obelix GmbH & Co. KG" offenbart sich das Wein schluckende Schwergewicht auf dem Schild als Karikatur von Pierre Tchernia, Freund von Goscinny/Uderzo und Mitarbeiter bei den Zeichentrickfilmen, während seine Träger keine geringeren als die beiden Asterix-Autoren sind. Karikatur III
Der Gehilfe des jüdischen Händlers Samson Himmelschorus, der in "Die Odyssee" das gallische Trio von Jerusalem zur Wüste geleitet ist niemand anderes als René Goscinny, hier im Bild rechts. Ihm hat Uderzo auch dieses Album gewidmet. Saul Nizahle

Le LepaingBeim Festessen am Schluß des Albums "Asterix bei den Belgiern" symbolisiert übrigens das kleine Kaninchen (hier im Bild links) die Trauer all derjenigen, die René Goscinny kannten und besonders die von Albert Uderzo. Er stellt "Le Lapaing" (südfranzösische Aussprache von Lapin - Kaninchen) dar, dem Kosenamen von René Goscinnys Frau Gilberte.

Sein Leben
HOCH

René Goscinny wurde am 14. August 1926 in Paris geboren. Er verlebte aber seine gesamte Kindheit und Jugend in Argentinien, wohin seine Familie bereits 1928 ausgewandert war. Kurz nach seinem Schulabschluss im Jahre 1943 starb sein Vater und Goscinny musste seine Studienpläne aufgeben.

Nach einem Intermezzo als Buchhalter in einer Kautschukfabrik und als Werbezeichner folgte er 1945 einer Einladung eines Onkels und ging nach New York. Dort schickte man ihn sogleich in den Krieg nach Europa. Doch ehe er dort ankam, war der Krieg bereits vorbei. Nach Ablauf seiner Dienstzeit flüchtete er vor dem Elend des Nachkriegseuropa zurück nach New York. Aufgrund seines schlechten Englisch musste er sich nahezu zwei Jahre mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser halten. 1949 schien sich der Wind zu drehen. Goscinny lernte unter anderem Maurice de Bévère (Morris) und Harvey Kurtzman kennen. Kurtzman verschaffte ihm Gelegenheitsaufträge für Werbegrafiken und Illustrationen und machte ihn mit den späteren MAD-Gründern Davis, Elder und Wood bekannt.

Nachdem auch diese Glücksträhne kaum ein Jahr anhielt, beschloss Goscinny der Einladung von Georges Troisfontaines, dem Leiter der Brüsseler Agentur World Press, zu folgen und sich in Belgien bei Dupuis vorzustellen. Unter Fürsprache des künstlerischen Leiters Jean-Michel Charlier entschloss man sich dort, dem Nachwuchszeichner eine Chance zu geben und suchte einen Abnehmer für seine Comicserie Dick Dicks. Zufrieden lies sich der junge Mann in Paris nieder.

Ein Jahr verging in dem kaum Aufträge für Goscinny hereinkamen und er begann zu zweifeln. Als ihm Troisfontaines dann aber 1951 den Posten eines künstlerischen Leiters in einer neuzugründenden Agentur in Paris in Aussicht stellte, schöpfte er wieder Hoffnung. Etwa zur selben Zeit lernte er auch einen jungen Zeichner aus der Normandie kennen, der seine Philosophie teilte, Comics müssten unterhalten: Albert Uderzo.

Lucky Luke1952 eröffnete World press dann tatsächlich eine Agentur auf den Champs Elysées und Goscinny und Uderzo begannen ihre Zusammenarbeit. Die ersten Jahre waren geprägt von Auftragsarbeiten während eigene Projekte (wie etwa Umpah-Pah) keine Interesse bei Dupuis fanden. Morris bot Goscinny 1955 die Mitarbeit an Lucky Luke an. Goscinny erstellte danach bis 1977 Szenarien und Texte für diese höchsterfolgreiche Serie. Im selben Jahr kam es zu einer Reihe von Treffen von Zeichnern und Textautoren der belgischen Verlage Dupuis, Casterman und Lombard bei denen die Künstler eine Charta verabschiedeten, die ihre Forderungen im Bezug auf künstlerische Freiheiten gegenüber den Verlegern formulieren sollte. Fälschlicherweise wurde Goscinny als Rädelsführer ausgemacht und entlassen. Nur Uderzo und Charlier erklärten sich solidarisch und kündigten.

Aus der Not ihrer Arbeitslosigkeit machten die drei eine Tugend und gründeten zusammen mit Jean Hébrard als Kapitalgeber ihre eigene Werbe- und Presseagentur: Edifrance und Edipress.

Umpah-PahPiloteGoscinny hob dann 1956 mit Jean-Jaques Sempé die feuilletonistische Bildergeschichte Le Petit Nicolas aus der Taufe, die zunächst in LE MYSTIQUE und ab 1958 in SUD OUEST DIMANCHE veröffentlicht wurde. Nach einigen gescheiterten Versuchen brachten sie dann 1959 die Zeitschrift PILOTE heraus. Da Goscinny, Uderzo und Charlier aber auf der schwarzen Liste der großen Verlage standen, hatten etablierte Autoren Angst um ihre Verträge und wollten nicht in PILOTE publizieren. Deswegen mussten die drei ihre Zeitschrift größtenteils mit den Arbeiten junger Nachwuchszeichner füllen. Schon bald stellte sich dies als wahrer Glücksgriff heraus und die Zeitschrift gewann gegenüber TINTIN und SPIROU immer mehr an Boden.

Jetzt konnte sich Goscinny vor Arbeit kaum noch retten. Er hatte nicht nur die von ihm und Uderzo extra für den PILOTE- Start entwickelte Asterix- Serie zu betreuen, sondern auch Lucky Luke und Le Petit Nicolas. Ausserdem schrieb er noch Glossen, Editorials und kleine Geschichten für PILOTE.

Ab 1962 kam zudem noch die die Tausend-und-eine-Nacht parodierende Serie Le Grand Vizir Iznogoud dazu, die er zusammen mit dem jungen Jean Tabary für die Zeitschrift RECORD schrieb (ab 1966 als Alben bei Dargaud).

Der Erfolg von Asterix machte sowohl Goscinny als auch Uderzo beinahe über Nacht zu Nationalhelden. Die Veröffentlichung des neuen Bandes Le combat des chefs (dt: Der Kampf der Häuptlinge) wurde zum Gesellschaftsereignis. Die Schöpfer des gallischen Kriegers verhalfen dem Comic gerade in Frankreich zur öffentlichen Anerkennung als Kunst. Am Ende brachte es denn beiden sogar die Ritterehre der Fremdenlegion ein. 1968 kam es zu einem Aufstand der Jungen bei PILOTE, die den Gründern vorwarfen, ihre Angestellten zu bevormunden. Obwohl man sich einigen konnte, war der Riss nicht mehr zu kitten und Uderzo, Charlier, Goscinny zogen sich immer mehr zurück. Letzterer schied 1974 sogar endgültig aus.

Studio Idefix

Von da an konzentrierte er sich auf seine drei großen Serien, sowie auf Trickfilmprojekte basierend auf seinen Klassikern. Weder er noch Uderzo waren mit den ersten Umsetzungen ihrer Ideen zufrieden. Deshalb gründeten sie 1974 die Studios Idéfix in denen 1974 Les douze travaux d’Astérix (dt: Asterix erobert Rom) entstand. Unter Goscinnys Federführung entstand dort auch der Lucky Luke Film La Ballade des Daltons der 1978 in die Kinos kam.

Das aber erlebte René Goscinny nicht mehr, er erlitt am 5. November 1977 bei einem Belastungstest auf dem Ergometer einen Infarkt und starb im Alter von 51 Jahren.

Während seiner Laufbahn erhielt er für seine Leistungen mehrere, bedeutsame Auszeichnungen, darunter die Preise "Prix Gaulois", "Prix Alphonse Allais" und "Prix Loisirs-Jeunes". Er wurde Mitglied der Akademie für Humor und erhielt die Ritterehre des Ordens für Künste und Literatur und wurde - für die Verdienste um Frankreich - zum Ritter des Nationalen Verdienstordens.

(Markus Strössenreuther, mit freundlicher Genehmigung von Xoomic)