Einleitung | Tagebuch | Jürgen Leber

Montag, 25. Februar 2008

Eigentlich ein vergleichsweise normaler, wenn auch wettertechnisch miserabeler Februarmontag. Ich habe den Vormittag mit der Aufarbeitung der Fassenacht verbracht. Seit mittlerweile 4 Jahren habe ich mich zum mehr oder weniger festen Programmpunkt in der hessischen Fernsehfassenacht entwickelt. Welcher Teufel hatte mich nur geritten, außer mit der altbewährten Figur des Eintracht-Fans auch noch als nur mit einem Feigenblatt bekleideter Adam aufzutreten. Und natürlich haben´s wieder alle "zufällig beim reinzappen" gesehen, weil sonst guckt ja eigentlich niemand freiwillig Fassenacht...

Mundart TagebuchWie sagte doch vor vielen Jahren schon mein alter Weggefährte, Kollege und Berater Reinhard Belling? "Mensch Leber, für Geld machst Du aber auch alles." Wenn ich mir das (siehe die specktakuläre Aufnahme rechts aus dem hessischen Karneval) so anschaue, muss ich ihm ja schon wieder Recht geben.

11 Uhr 51: Ding-Dong! Noch während ich überlege, auf welcher Stufe der nach oben offenen Peinlichkeitsskala ich mich gerade tummele, meldet mein Mailprogramm den Eingang von Post. Wahrscheinlich wieder ein dezenter, freundlicher Hinweis auf irgendwelche, dringend zu behebende körperliche Mängel. Irgendwie ist das schon seltsam, seit diesem einen Auftritt als Adam häufen sich die anonymen Hinweise auf Haarverpflanzung, Fettreduzierung und Penisverlängerung. Das kann doch kein Zufall sein! Hätte ich tatsächlich sämtliche Angebote dieser drei Kategorien allein der letzten 4 Wochen wahrgenommen, sähe ich wahrscheinlich schon aus wie Catweazle auf Ekstasy, der sich sein Schniedel aber immerhin mindestens viermal um den Bauch wickeln könnte.

Zum Glück ist aber alles ganz anders. Post von Egmont.

Egmont... Egmont... Ach ja, die mit dem Asterix:

Lieber Jürgen,

wir würden gerne einen 8. hessischen Asterix veröffentlichen und möchten Dich hiermit fragen, ob Du nochmals zu einer Zusammenarbeit bereit wärst.

Was meinst Du?

Wir würden uns freuen, wenn Du Dich positiv rückmelden würdest!

Viele Grüße

Wow! Seit dem "Bieberer Zwersch" waren vier Jahre ziemliche Funkstille vergangen. Und jetzt das... Noch ein Asterix? Ich gebe zu, es trifft mich ziemlich unvorbereitet. Ich habe keine Idee, nichts an hessischen Wörtern oder Sprichwörtern gesammelt, die letzten Jahre. Ich könnte noch nicht mal einen Band benennen. Sonst habe ich immer schon mal in den einen oder anderen Band reingeschaut, immer mit der Übersetzerbrille und irgendwann war klar, welcher der nächste werden soll. Aber jetzt... pfft... Mann, Mann, Mann... Was e Gefuddel!

Was e Gefuddel? Hm... klingt doch gar nicht so schlecht. Das wäre doch zumindest schon mal ein Arbeitstitel. "Was e Gefuddel!" Aber bitte gefälligst mit Ausrufezeichen! Gut, das hätten wir schon mal geklärt, jetzt fehlt eigentlich nur noch eine passende Geschichte. Aber welche...?

Ich entscheide mich für eine vergleichsweise unkonventionelle Vorauswahl. Ich schreibe die Zahlen von 1 bis 33 jeweils auf einen Zettel und ziehe davon 5. Einer von denen soll es dann werden. Die Zettelziehung ergibt folgendes Ergebnis: 31 - 17 - 8 - 15 und 2 oder in Asterix Bänden gesprochen: La Latraviata, Trabantenstadt, bei den Briten, Streit um Asterix und Kleopatra. Also werde ich den Rest des Tages erst mal mit Asterix lesen verbringen und schauen, ob da was hessisches draus werden kann...

Mundart TagebuchAber erst teile ich dem Verlag noch mit, dass wir natürlich einen machen werden. Ei sischer!

Dienstag 26. Februar 2008

Die vergangene Nacht habe ich mit gutem Kaffee, viel zu vielen Zigaretten und 5 Asterix Bänden in der Hängematte verbracht. Na gut, eigentlich waren es nur 4 Bände, denn Kleopatra ist raus aus dem Spiel, die gibt es immerhin schon als hessisches Zuckerschnecksche. Relativ schnell wurde auch La Traviata gecancelt - gefällt mir nicht wirklich gut. Asterix bei den Briten sieht eigentlich ganz gut aus. Aus den schrulligen Briten mit all ihren Macken könnte man sicherlich ein paar Offenbächer basteln oder alternativ Odenwälder. Allerdings sind die Zeichnungen so sehr britisch, das das alles gar nicht so recht passen möchte...

Dann doch vielleicht die Trabantenstadt? Dawodie Sachsehause... Zum Gefuddel passt aber eindeutig am Besten "Streit um Asterix". Der kleine, schräge Fuddeler, bei dem sich alles grün färbt, eine Gutemine, die zur Höchstform aufläuft und streiten tun die Hessen doch sowieso gerne... Streit und Gefuddel das gehört seit der letzten Landtagswahl zu Hessen wie Ebbelwoi und Sachsenhausen, wie Handkäs und Musik, wie Rippsche und Kraut...

Gegen 3 Uhr morgens fällt die Entscheidung: Ich werde als hessischen Asterix Band 8 "Streit um Asterix" mit dem Arbeitstitel "Was e Gefuddel!" vorschlagen. So und jetzt geh ich schlafen.

Sonntag, 2. März 2008

Die letzten Tage waren Asterixtechnisch gesehen eher Trödeltage. Ich habe wenigstens mal angefangen Wörter und Sprüche zu sammeln, die man einbauen könnte:

Das geht vom legendären "Gott schütze uns es ganze Jahr vor R-Ü-D un M-T-K" bis zum "Hauptsach es passt dursch de Hals un macht schwindelisch" oder "Willste Dich gesund erhalte, trink en Ebbelwoi - en kalte!" "Uff de Mauer, uff de Lauer - liegt en klaane Ebbelklauer" "Riesch isch dein Aroma - liesch isch gleisch im Koma". Und natürlich dürfen die Schimpfworte nicht fehlen:

ald Krawallschachdel - ald Ratschern - ald Stribbern - alt Orschel - Badschkapp - Bambelarsch - Bartbuzzer - Bettsaascher - Bibberhannes - Bobbehannes - Bockworscht - Daab Nuss - Dabbdewitt - Dorfdepp - Dumm Dunsel - Ferz mit Krücke - Fleehbuzz - Fregatt - Gemütsathlet - Kratzberschd - Krümmelkacker - Krümmelschisser - Lackaff - Lallbacke - Lausebengel - Maadekopp - Maamauerbaabammbeler - Madammsche - Matschbirn - Muffekopp - Pefferbiggs - Peifedeggel - Peifekopp - Plattebuzzer - Quasseldibbe - Stinkotter - Suffkopp

Na, da müsste man doch was mit anfangen können.

Donnerstag, 13. März 2008

Mundart TagebuchMühsam ernährt sich das Eichhörnchen! Mittlerweile ist es sogar vertraglich festgeschrieben. Aus "Streit um Asterix" wird "Was e Gefuddel!" (mit Ausrufezeichen!) und auch die Termine stehen fest. Erscheinen soll der neue Band Mitte November, die Abgabe des Manuskripts haben wir auf den 07.07. festgelegt. Das sind immerhin noch fast vier Monate Zeit oder 16 Wochen oder 116 Tage und Nächte... Ich entschließe mich erst mal für ein ausgedehntes Mittagsschläfchen.

Ding Dong!

Lieber Jürgen,
für die Händlervorschau und das Tock-Tock könnten wir noch einen Text gebrauchen. Meinst Du, Du kriegst das hin? Heute noch?
Viele Grüße

Hää...? Vorschautext? Heute? Vor mir liegen 48 leere Seiten, knapp 1000 Sprechblasen in denen noch kein einziges hessisches Wort steht. Ich habe kein Konzept, keine vernünftige Idee - nichts außer einem Arbeitstitel und einer lächerlichen Wörter- und Sprüchesammlung. Wie um alles in der Welt soll ich da einen Vorschautext schreiben?

Hasta la vista, Mittagsschläfchen...

Was e Gefuddel!

Als Band 65 der erfolgreichen Asterix-Mundartreihe wird aus "Streit um Asterix" das 8. Büchelsche auf Hessisch "Was e Gefuddel!"

Um Zwietracht unter den Bewohnern zu säen schickt Cäsar "en klaane, dreggische Fuddeler" ins gallische Dorf und der bringt mit seinem "24er Bembelsche für den wischdischsde Schoppepetzer, den wo es gebbe tut" jede Menge "Dorschenanner ins Kaff". Asterix wird sogar verdächtigt "es Stöffsche an die Babbsäck verscherbelt zu habbe".

Nicht nur "dem Majestix sei Madammsche, die ald Krawallschachtel" ist davon wenig begeistert, sondern auch "de Gräädehannes, de halbtote Bembelstemmer, de Muffekopp, de Maadekopp un de Bibberhannes".

Doch am Ende sind alle wieder Freunde, wenn Majestix die Ereignisse kurz, knapp, präzise und hessisch mit den literarischen Worten auf den Punkt bringt: "Unter einer Fischtenwurzel hör isch einen Wischtel furzen".

Das klingt doch gar nicht mal so schlecht. Jetzt müsste es nur noch gelingen, den Band irgendwie in die Nähe des Vorschautextes zu übersetzen.

Samstag, 29. März 2008

Etwas mehr als ein Monat ist jetzt vorbei und meine Sprechblasen füllen sich nur schleppend. Irgendwie läuft´s noch nicht richtig. Aber es bleiben ja noch genau 100 Tage bis zum Abgabetermin. 100 Tage, das heißt, selbst wenn ich ab jetzt jeden Tag nur eine halbe Seite schreiben würde, wäre ich immer noch viel zu früh fertig...

Mundart TagebuchDennoch, vielleicht wäre es mal an der Zeit mich mit Hakan in Verbindung zu setzen. Hakan ist Odenwälder mit Migrationshintergrund, ehemaliger Punktrommler und einer der ganz wenigen erträglichen Studenten, die ich in 16 Semestern an der Universität kennengelernt habe. Wenn ein Odenwälder Türke in Frankfurt studiert, hat der dann eigentlich einen doppelten Migrationshintergrund? Bezeichnenderweise kennen wir uns nicht aus irgendwelchen Vorlesungen oder Seminaren, sondern doch mehr so vom Schnitzeldienstag in der Mensa und dem damals noch selbstverwalteten Turmcafé. Was uns verbindet ist eine gemeinsame Erfahrung auf der Erstsemesterparty im KOZ 1990. Er ist damals mit seiner legendären Band "The Damenbarts" aufgetreten und ich wagte die ersten Gehversuche als Solokünstler im Bereich "Wort". An diesem Abend wurden alle von der Bühne gejagt, auch die etwas schräge Country & Western Truppe, die noch nach uns ihr Unwesen trieb... Niederlagen verbinden.

Hakan hat immer die besten Ideen, nicht nur musikalisch. Unvergessen seine große Erfindung, die Bierkiste mit integriertem Flaschenöffner. Eine Weltsensation gewissermaßen. Und alles voll durchdacht und geplant, einschließlich einer erfolgreichen Werbestrategie. Als 2001 der hessische Dagobert erschien (ein, wie ich finde, geniales Buch, das leider kein Schwein gekauft hat), durfte ich eine Geschichte selbst erfinden. Ich musste nur einem Disney-Zeichner sagen, was ich haben wollte und der hat es dann gezeichnet. Und wir hatten die geniale Idee, dass Daniel Düsentrieb genau diese Bierkiste mit integriertem Flaschenöffner erfinden sollte...

Blöd, dass damals keiner der angesprochenen Bierkonzerne sich dafür begeistern konnte. Aber die Idee war gut. Mindestens so gut wie das sagenhafte, allerdings auch niemals Realität gewordene Tittenmemory, welches man auch locker noch zum Quartett erweitern hätte können, mit Hubraum, Hüpffaktor und Bruttoregistertonnen...

Ich glaube, ich werde mal hören, was Hakan so zu sagen hat.

Freitag, 11. April 2008

Noch schlappe 87 Tage bis zum vereinbarten Abgabetermin, aber die ersten Lücken sind gefüllt:

Badauz - Badong - Badsch - Baff - Bauz - Bfft - Blöök - Blubber - Bsss - Buff - Bumm - Däderää - Drabb - Dribbel - Flatsch - Flenn - Gauz - Giggel - Glugger - Heschel - Klagger - Knabber - Kradz - Kraggs - Rabbel - Schnauf - Schepper - Schnibb - Schnibbel - Togg - Trööt - Ubbs - Zagg und ca. 27 Mal guude...

Das ist das kreative Ergebnis von eineinhalb Monaten. Wenn ich in dem Tempo weitermache sollten wir über eine Veröffentlichung nicht vor 2011 nachdenken. Ich muß was tun! Es wird als knapper...

Freitag 2. Mai 2008

Die Grundstruktur nimmt langsam Gestalt an. Der römische Senat auf Seite 5 wird irgendwie der hessische Landtag. Das Bild, das dieser Landtag gerade von sich gibt ist sicherlich erwähnenswert. Da sagt eine südhessische Landtagsabgeordnete ernsthaft, dass sie die Kandidatin ihrer eigenen Partei nicht wählen kann, wenn gleichzeitig Abgeordnete von einer anderen Partei sie auch wählen würden. Ja, meine Fresse. Das nenne ich Demokratieverständnis. "Isch wähl dich nur, wenn der anner da disch net wählen tut". Früher wurde ja gerade in Südhessen noch um Positionen gerungen und politische Auseinandersetzungen inhaltlich geführt. Nicht so bei der Familie Metzger. Heute reicht es aus zu sagen: "Ich komme aus Berlin, ich kenne Mauer und Stacheldraht, also wähle ich niemanden, der von den Linken auch gewählt wird..." Schade eigentlich, dass die Linken nicht sofort ihre aktive Unterstützung von Roland Koch zugesagt haben. Billiger wären wir den nicht losgeworden.

Mundart TagebuchWas würde eigentlich passieren, wenn eine Ministerpräsidentin von den Linken gewählt würde? Militärparaden auf der Zeil? Eine neue hessische Stasi? Heißt unsere Stasi nicht längst Telekom? Böse Zungen sagen ja, das im Telekommunikationsmuseum in Frankfurt die Abhörprotokolle der Telekom-Aufsichtsräte jetzt direkt neben den Blutbeuteln von Jan Ulrich hängen würden.

Wovor hat Frau Metzger eigentlich Angst? Glaubt sie ernsthaft, dass dann zwischen Frankfurt und Offenbach ein Todesstreifen installiert würde? Hat sie Angst, dass die Bananen knapp werden? Ich weiß es nicht. Sie sagt es einem ja auch nicht...

Uffbasse! Die heiligste Regel und eine der wenigen Vorgaben, die es beim Asterix Übersetzen zu beachten gibt lautet nämlich "Asterix darf nicht politisch werden". Also Vorsicht mit politischen Anspielungen.

Der kleine, grüne Fuddeler soll Herrmann heißen. Dadurch kann ich einen meiner Lieblingssätze einbauen: "Iss Herrmann Hesse?"

Aus den Galleerensträflingen, die sich auf den Seiten 9 - 11 heftigst am streiten sind, werde ich mal wieder Frankfurter und Offenbächer machen. Der Pirat mit dem Holzbein heißt natürlich wie immer "Hölzenbein", der etwas minderbemittelte Römer "Taubenus" wird zum hessischen "Uffdienuss" und aus dem Zenturio des römischen Lagers Aquarium "Caius Aerobus" wird kurzerhand "Jörgus Bombachus" aus Klaabembelum... Jörg Bombach ist der Chef von HR 3 und ein ganz netter. Der hat es auch mal verdient in den Asterix zu kommen.

Na, wer sagt´s denn, es geht doch!

Dienstag, 20. Mai 2008

Mir bleiben noch genau 48 Tage bis zur Abgabe und das Buch hat genau 48 Seiten. Das kann doch kein Zufall sein. Ich sollte also ab jetzt gefälligst jeden Tag mindestens eine Seite fertig stellen. Zwischendurch müsste ich dann nur noch das Glossar erstellen und das komplette Manuskript abtippen. Auch dafür bräuchte ich eigentlich ein paar Tage... Ich sehe schon, der Juni wird ein harter Monat mit langen Nächten, zumal ja am 7. auch noch die EM beginnt... Hilfe!!!

Donnerstag, 29. Mai 2008

Mundart TagebuchEs geht voran! Mittlerweile gibt es ganze Seiten, die fertig gestellt sind.

"Uff em Maa, da schwimmt en Fußball, un de Fußball schwimmt ins Meer, un de Fußball der geht unner, un die Kickers hinnerher..." ist ebenso untergebracht wie "Noch so aa Wort un isch haa dir wedder dein morsche Hals!" Natürlich fehlen weder "Du bist so bleed, wie en Meder Feldweesch!" noch "Dumm kickt guud!".

Blöd ist, dass ich beim Vorschautext schon die letzte Sprechblase im Buch vorgegeben habe. Im Original heißt es: "Mir fehlen die Worte... meine lieben Freunde... zu dieser wundervollen Überraschung..." Auf hessisch wird daraus ja: "Unter einer Fischtenwurzel hör isch einen Wischtel furzen" (Ein Satz, den ich bei mir selbst geklaut habe. Das war mal im Programm der Erkennungssatz für Xavier Naidoo, die klerikale Jammertitte, bei dem irgendwie alles so klingt, als hätten sie den Wachturm der Zeugen Jehovas als Hörbuch rausgebracht.)

Das Problem ist, das Majestix an mehreren Stellen im Buch seine Geburtstagsrede übt und da ich am Ende irgendwie den Dreh zur Fichtenwurzel kriegen muss, sollte ich sehen, das die Übungen auch irgendwas mit Bäumen zu tun haben. "Eische... Eische... Schreckensreische..." damit wäre der Goethe dann auch schon mal abgegessen. Das ist übrigens auch eines meiner ungeschriebenen Gesetze beim hessisch Übersetzen: Kein Band ohne Goethe und mit Sicherheit keinen ohne Badesalz. Interessant wäre es vielleicht ja auch mal einen kompletten Band ausschließlich mit Badesalz Zitaten zu übersetzen. Ich finde ohnehin, die beiden hätten mal ein Denkmal verdient. Nicht immer nur der Goethe... Mal schauen, ich hätte da so eine Idee... Auf Seite 7 stehen im 4. Bild doch so zwei Köpfe in der Gegend rum... Ma gugge!

Samstag, 07. Juni 2008

In Amsterdam treffen sich die internationalen Asterix-Fans. Seit einigen Jahren machen die das, jedes Jahr in einem anderen Land und jedes Mal nehme ich mir vor mal wieder hinzufahren und schaffe es doch nie...

Und in Österreich und in der Schweiz beginnt die Fußball Europameisterschaft 2008! Ich frage mich ja ernsthaft, nach welchen Kriterien eigentlich diese EMs vergeben werden? Was haben den Österreich und Schweiz mit Fußball zu tun? Soviel wie Boris Becker mit Familienplanung. Wenn die Schweizer auf dem Platz hin und her rennen, dann doch nur desdewege, damit sie nicht vom Ball getroffen werden.

Ich war vor ein paar Jahren mal bei einem Länderspiel in Basel gewesen, und da habe ich an der Haltestelle gestanden um zum Stadion zu fahren. Da muss man so den Berg runterfahren, mit der Straßenbahn, oder wie die Schweizer liebevoll sagen: mit der TALI-BAHN. Da habe ich den Schweizer neben mir gefragt: "Sachesemal, wisse Sie zufällig, wann hier die nächst Straßebahn kommt?" Da guggt der als so vor sich auf die Gass. Ich denk, was hat er dann? Ist da der Fahrplan vergraben, oder was? Und dann sagt er: "Ich weiß es nicht genau, aber es kann nicht mehr lange dauern, hä. Die Schienen sind schon da."

Dann weiß man wieder: Die Zeit ist der natürliche Feind des Schweizers. Das einzige Land, wo es im Fernsehen beim Schneckenrennen eine Zeitlupe gibt.

In Österreich dürfen keine Langnese-Fähnchen mehr rausgehangen werden. Die hatten bei der letzten Wahl 15% gekriegt. Eine Umfrage hat ergeben, dass mittlerweile 80% aller Österreicher glauben, dass die Zauberflöte von Beate Uhse iss.

Und alle waren sie plötzlich wieder da: Klinsi, Schweini und Poldi. Da fehlen eigentlich nur noch Tinki-Winki und Po und wir hätten die Teletubbies uff Wandertag. Sogar Kevin Kurany war dabei, die Gelsenkirchener Nutella Nulpe.

Aber wie sagte schon der große Fußballphilosopf Sepp Herberger vor über 50 Jahren? "Dumm kickt gut!"

Hilft mir ja alles nicht. Ich habe hier einen Asterix, der übersetzt werden möchte - und zwar auf hessisch!

Mittwoch, 18. Juni 2008

Mundart TagebuchNoch 19 Tage bis zum Abgabetermin. Eigentlich läuft es nicht schlecht. Ich leide zwar schon an größeren Schlafdefiziten, aber es geht voran. Allerdings gibt es auch eine Sache, die mich locker drei Tage und Nächte gekostet hat und ich bin immer noch nicht wirklich zufrieden.

Auf Seite 35 gibt es eine Szene, da werden die Römer von Asterix, Obelix, Miraculix und vor allem Idefix angegriffen. Dabei beißt Idefix dem nächstbesten Römer kräftig in den Hintern und die Meldung vom Angriff wird im nächsten Bild durch die ganze Reihe von Römern weitergegeben.

Die Idee ist, das ganze als eine Art "Stille Post" zu gestalten, bei der sich der Inhalt nach und nach verändert. Und da Idefix dem Römer kräftig in den Hintern beißt, ist der Anfang gar nicht so schwierig. Ein erbärmliches "Hallöösche Poppösche!" soll aus dem gequälten Römermund hervorkommen. Aber wie könnte es dann weitergehen?

Hallöösche Poppösche!
De Hans muß uffs Klöösche!
Den Franz juckt e Flööhsche!
Dem qualmt ja es Söhlsche!
Isch habb e Problemsche!
Die Gans iss im Ööfsche!

Nein, nein, nein. Ich glaube nicht, das daraus tatsächlich was werden kann. Wenigstens hat es mich eine ganze Nacht gekostet...

Montag, 23. Juni 2008

Der Countdown läuft. In 14 Tagen soll ein fertiges Manuskript in Köln vorliegen und ich habe noch nicht einmal die Hälfte der zu übertragenden Seiten fertig. Meine Fresse, jetzt wird´s aber langsam eng... Ab sofort heißt es Tag und Nacht nichts anderes mehr als Asterix auf Hessisch!

Mundart TagebuchZwei Figuren haben es mir in dem Band besonders angetan. Einmal Gutemine, die Frau von Majestix, dem wichdichsde Schoppepetzer, den wo es gebbe tut und zum anderen der römische Protagonist der psychologischen Kriegsführung, im Original "Taubenus". Schon am Gesichtsausdruck ist klar zu erkennen, mehr als 3 MB Arbeitsspeicher sind in diesem Kopf nicht zu erwarten.

Das Einzige, was er wirklich gut kann ist mit dem "dicke Bengel" den anderen "e paar uff die Nuss zu gebbe". Deshalb auch der passenede Name "Uffdienuss". Ursprünglich hatte ich mal daran gedacht ihn "Markmedlockus" zu nennen, in Anlehnung an den Offenbächer Superstar Mark Medlock, es "Bobbelsche". Aber dann hätten auch die typischen Medlock Aussagen wie "Fick die Hühner" oder "Scheiß die Wand an, ihr Drecksäck" mit hinein gehört und das hätte schon wieder tagelange Diskussionen mit den Franzosen nach sich gezogen um genau diese Ausdrücke wieder zu rechtfertigen.

Das ist ohnehin eines der Problemchen beim Asterix übersetzen. Das hessische Manuskript wird vollständig auf französisch zurück übersetzt und muß dann vom französischen Verlag freigegeben werden. Bei einem früheren Band hat Obelix einmal in einem Nebensatz gesagt: "Was en Rotz!" Für Hessen ist das nicht furchtbar böse, sondern eher liebevoll gemeint. Wenn es dann aber auf französich übersetzt wird, sinngemäß mit den Worten "Was für ein Nasenschleim", dann wird es schwierig, das zu erklären.

Ebenso erging es dem "Goethe sei letzt Bummbesje". Ich habe keine Ahnung, was da übersetzt wurde, allerdings kam aus Frankreich die Nachfrage, ob das denn nicht etwas zu vulgär sei.

Also, Taubenus heißt Uffdienuss und auch sein sprachlicher Ausdruck bewegt sich nicht gerade auf allerhöchstem Niveau. So kommt er meist mit einem einfachen "Jou!" oder "Guude!" ganz gut über die Runden und versucht ansonsten seinen Mitmenschen die Vorzüge der psychologischen Kriegsführung näher zu bringen, die er eigentlich selbst nicht so wirklich richtig verstanden zu haben scheint: "De psyschologische Krieg, der tut abgehe, wie e Zäppsche!"

Sonntag, 29. Juni 2008

Mundart TagebuchDer Endspurt. Es bleibt noch genau eine Woche. Ich habe ganze 5 Seiten komplett fertig. Auf allen anderen klaffen noch mehr oder weniger große Lücken.

Was jetzt noch kommt ist Fleißarbeit. Täglich ein paar Stunden Asterix auf Hessisch. Das Problem ist, dass ich immer nach 2 bis 3 Stunden Arbeit eine längere Pause einlegen muß, weil die Kreativitätskurve gewaltig nach unten geht. Dann heißt es meistens spazieren gehen oder ich beschäftige mich mit so geistreichen Tätigkeiten wie Fenster putzen oder Keller aufräumen. Ansonsten nimmt der Kaffeekonsum beängstigende Ausmaße an und das Schlafdefizit steigt. Ich bin übermüdet, schlapp und schon längst wieder in der Phase angekommen in der ich mich gelegentlich frage, warum ich das hier eigentlich alles mache.

Mittwoch, 02. Juli 2008

Die Lücken werden kleiner. Nach und nach füllen sich die Seiten und ich habe endlich wieder das Gefühl, ich könnte fertig werden. Die Geburtagsrede von Majestix steht, die Piraten fluchen hessisch und Jörgus Bombachus, der seinen 24er Bembel, den er einst von Heinz Schenk persönlich erhalten hatte, hergeben musste, entwickelt ein typisch hessisches Eigenleben. Mark Medlock, das "Offebäscher Superbobbelsche" ist untergebracht, Henni und Gerd von Badesalz sind verewigt, Goethe ist zitiert. Die letzten Tage waren verdammt anstrengend, aber es hat auch wieder ziemlich Spass gemacht!

Es ist schon Donnerstag um genau 4 Uhr 30, als ich das letzte Wort mit dem feinen, roten Stift ins Manuskript schreibe: Ferdisch!

Freitag, 04. Juli 2008

Mundart TagebuchSeit 7 Uhr früh sitze ich wieder am Schreibtisch und übertrage das handschriftliche Manuskript. Beim Tippen fallen mir dann noch ein paar kleinere Fehler auf, die korrigiert werden, einige Wörter wiederholen sich zu oft und müssen ersetzt werden. Ansonsten geht's flott von der Hand und für Sonntag nehme ich mir das Glosar vor. Bei jedem Mundart Asterix soll es knapp 100 Wörter geben, die auf Hochdeutsch erklärt werden. Für mich noch mal das kreative Highlight am Ende.

Sonntag, 06. Juli 2008

So, ich darf mich nochmals austoben. Zuerst suche ich mir die Wörter zusammen, die ins Wörterbuch sollen und dann geht's an die Erklärungen. Nicht alle sind wirklich ernst gemeint:

ald Stribbern = betagte Dienstleisterin
ans Baa pinkele = jemanden benachteiligen
Bambelarsch = der Erdanziehung nachgebendes Sitzorgan
Bartbuzzer = Mensch mit gepflegter Gesichtsbehaarung
Bettsaascher = semipermeabler Schlafstättenbeschmutzer
bleed, wie en Meder Feldweesch = intelligenzbereinigt
Bobbes = Körperteil am unteren Rumpfende
Bombachus, Jörgus = römischer Zenturio (Ähnlichkeit mit HR 3 Chef Jörg B.)
Derfschein = Erlaubnisformular
die Platt buzze = Totalverwertung essbaren Materials
Druidemäulsche = Geräusche abgebendes Organ
Druideöhrsche = Geräusche aufnehmendes Organ
dumm Dunsel = Bildungsverweigerer
Dumm kickt guud! = alte Fußballweisheit
Flocke locke = Geld regiert die Welt
gehaache wie gestoche = ähnlich sein
gehuppt wie geduppt = gleich sein
halb Hinkel = halbierte Eierlieferantin
Kickers = Kosename für Zweitligaabsteiger
Maamauerbaabammbeler = jemand, der die Beine über eine Mauer zum Main hin baumeln läßt
Meine Fresse! = Ausruf der Freude, manchmal auch des Ärgers... passt eigentlich immer
morsche Hals = einsturzgefährdeter, oberer Rumpfabschluss
Rodgau Monotones = 30 Jahre "ein Leben für Lärm" Herzlichen Glückwunsch!
röhrender Hersch = Kultobjekt der Familie Hesselbach
Sauergespritzde = schlecht gelaunter Radprofi
Schmiermischel = Fachkraft bei Siemens
Uffsedruff! = zum Angriff!
Wersching = Gemüse mit Blähfähigkeit
wie de Flocki ans Gehackte = eilig
wie en Arsch un en Eimer = unzertrennlich

Es ist dann doch wieder spät geworden, bis ich alles wirklich auch noch zweimal gelesen habe um jeden Fehler wirklich weg zu bekommen, aber um exakt 22 Uhr und 7 Minuten geht die Mail mit dem Manuskript an den Verlag. Genau 2 Stunden vor dem vereinbarten Abgabetermin. So, und die nächsten 2 Monate will ich nichts von Asterix hören. Aber auch wirklich gar nichts!

Freitag, 22. August 2008

Das mit den 2 Monaten Asterix Pause hat nicht so ganz geklappt, denn vor mir liegen die geletterten Seiten zum Korrektur lesen. Der Text in den Sprechblasen wird tatsächlich mit der Hand geschrieben. Das alles macht seit vielen Jahren Kordula Botta und sie macht das großartig. Sie versucht wirklich alles, was ich vorschlage in den manchmal doch recht begrenzten Sprechblasen unterzubringen. Gelegentlich habe ich schon das Gefühl, dass sie auch ein bisschen zaubern kann.

Das einzige Problem scheint darin zu bestehen, dass sie aus Hamburg kommt und der hessischen Sprache immer noch nicht so ganz mächtig ist. Somit schleichen sich immer mal wieder kleine Fehlerchen beim Übertragen ein. Hier mal ein "b" zuviel, da ein "s" zu wenig. Aber meistens finden wir sie alle!

Sonntag 31. August 2008

Mundart TagebuchIch lese sämtliche geletterten Seiten so lange, bis ich dreimal hintereinander keinen einzigen Fehler mehr finde und bis jetzt war es fast jedes Mal so, dass ich trotzdem mindestens einen übersehen habe. Diesmal habe ich eine ganze Woche dafür gebraucht.

Mittlerweile kann ich auch über einzelne Gags, die im Asterix eingebaut sind selbst lachen. Das ist stets ein gutes Zeichen, denn dann weiß ich, dass das Büchelsche gar nicht so schlecht geworden ist.

Vom Verlag habe ich übrigens die Mitteilung, dass aus Frankreich keine Einwände gegen das Manuskript vorliegen. Als ich heute also die Seiten in den Umschlag gesteckt und an Frau Botta geschickt habe, war das vorerst mal meine letzte Aktivität am neuen hessischen Asterix "Was e Gefuddel!".

Montag, 10. November 2008

Alles geklappt, alle Termine gehalten - und die Bücher sind in den Läden angekommen. Ich selbst habe natürlich, wie sich das für einen ordentlichen Verlag gehört, vorab ein Exemplar erhalten. Und: Es gefällt mir!

So, jetzt müsste es halt nur noch jemand kaufen. Ich bin gespannt.

Guude!



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